18.1.97

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v Neue Vizepräsidentin

Die Professorin für Volkskunde Carola Lipp ist neue Vizepräsidentin der Uni Göttingen. Sie wurde auf der Konzilssitzung (siehe dazu Artikel auf Seite 2) gewählt. Daß ihr Wahlergebnis mit 71 Stimmen (67 Stimmen sind erforderlich) äußerst knapp ausfiel, liegt sicherlich auch zu einem guten Teil daran, daß sie in ihrer Vorstellung bisweilen Ideen vertrat, die überall auf Zustimmung stießen -- nur nicht bei den VertreterInnen ihrer eigenen Statusgruppe (Prof.). Da die ProfessorInnen allerdings undemokratischerweise aber gesetzesgemäß in den Kollegialorganen immer die absolute Mehrheit stellen, wurde es daher bei ihrer Wahl erwartungsgemäß eng.

Frau Lipp hatte ihre KollegInnen aufgefordert, die Sparzwänge nicht immer nur zu beklagen, sondern sie als "Chancen eröffnend" für eine umfassende Neustrukturierung der Universität zu begreifen. Zudem regte sie an, neben den ihrer Meinung nach zu statischen Kollegialorganen Foren einzurichten, in denen Studierende, MitarbeiterInnen und ProfessorInnen miteinander problemorientiert ins Gespräch kommen könnten. Dabei könne sie sich durch "eine größere Parität anderer Statusgruppen" als der sonst üblichen Dominanz der Profs eine gleichberechtigte Besetzung durchaus vorstellen. Allerdings bat Frau Lipp um Verständnis dafür, daß "negative Praxiserfahrungen teilweise positive Einstellungen" der verschiedenen Statusgruppen zueinander verhinderten.

Die Vizepräsidentin, während ihres Studiums in der Gewerkschaft ötv und "diversen anderen hochschulpolitischen Gruppen aktiv" (in welchen, ließ sie offen...), setzte sich für eine intensivere Nachwuchsförderung ein und plädierte für eine "größere Frauenrepräsentanz" an der Universität. Die Vorgaben der Frauenförderpläne müßten endlich verbindlich werden. Bei deren Umsetzung ging sie davon aus, "daß dies möglichst ohne Sanktionen abgehen sollte, aber nicht ohne gehen wird".

Die studentischen Konzilsmitglieder äußerten im Anschluß an die Sitzung gegenüber der neuen Vizepräsidentin die Hoffnung, daß sie ihre Vorstellungen auch umsetzen möge. Das Gespräch, das Frau Lipp von sich aus gesucht hatte, könnte der Anfang einer besseren Zusammenarbeit mit den ProfessorInnen sein. Allerdings bestehen keine Zweifel daran, daß sie weiterhin mit dem heftigen Widerstand konservativer Professoren rechnen muß, zumal Frau Lipp ohne die Stimmen der Studierenden die erforderliche absolute Mehrheit im Konzil nicht erreicht hätte.

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