18.1.97

> Editorial

> Ende der Dürre: Studierendenparlament wählt linken AStA

> Kampf gegen Sozialabbau: Interview mit dem neuen Sozialreferenten Michael Kaus

v Mehr Demokratie wagen: Der neue Referent für Hochschulpolitik Tobias Dünow im Interview

Tobias, Du löst die hochschulpolitische Referentin des gemäßigt rechten AStAs ab. Was wird sich jetzt an der hochschulpolitischen Arbeit ändern?

Im Gegensatz zum rechten AStA sehe ich Hochschulpolitik in ihrem allgemeinpolitischen Kontext. Den Hochschulen drohen in den nächsten Jahren grundlegende Veränderungen, welche die gesellschaftlichen und politischen Anforderungen an Forschung und Lehre neu definieren werden. Die Diskussion darüber wird im Moment von den Wirtschaftsverbänden und konservativen BildungspolitikerInnen bestimmt.

Das muß sich ändern! Es muß uns gelingen, linke Positionen und eigene Alternativkonzepte für die Zukunft der Hochschule in die Öffentlichkeit zu tragen.

Was bedeutet das konkret für deine Arbeit?

Das bedeutet vor allem, daß ich versuchen möchte, die Studierenden dazu zu bringen, sich in die politische Diskussion einzumischen. Dies ist sicher keine einfache Aufgabe, die oft genug - leider auch von linken ASten - vernachlässigt wurde. Gerade Hochschulpolitik ist aber ein Thema, welches die Studierenden direkt betrifft. Diesen direkten Bezug möchte ich ihnen durch Publikationen und Veranstaltungen nahebringen. Ich hoffe, daß so der allgemeinen Entpolitisierung etwas entgegengewirkt werden kann und die Universität wieder zu einem Kristallisationspunkt gesellschaftlichen Veränderungswillens wird.

Auf welchen Themengebieten möchtest Du Dich neben der Mobilisierung der Studierenden noch engagieren?

Die wichtigsten Aspekte meiner Arbeit sind die Einforderung der Demokratisierung der Hochschule und die Frauenförderung. Beides ist Vorraussetzung für eine zukunftsfähige Uni.

Nachdem die mehrjährige Tätigkeit der Frauenbeauftragten die Situation der Frauen an der Uni nicht einmal ansatzweise hat verbessern können, muß auch im hochschulpolitischen Bereich über neue Instrumentarien nachgedacht werden. Dabei müssen sowohl auf der Ebene der Uni als auch auf der Ebene der Fachbereiche Frauenförderpläne - soweit noch möglich - mitgestaltet werden und ihre Einhaltung nicht nur in den Gremien, sondern auch in der öffentlichen Diskussion immer wieder eingefordert werden. Noch wichtiger scheint es aber zu sein, Studentinnen zum Beispiel durch die Einrichtung spezieller Tutorien oder durch die Quotierung von "Hilfskraft"-Stellen schon frühzeitig Männern vergleichbare Aufstiegschancen im akademischen Betrieb zu ermöglichen.

Du sprachst von Einforderung der Demokratisierung der Hochschule...

Die vielfältigen Angriffe auf die "Gruppenuniversität", die alle Statusgruppen (Prof., Studis und MitarbeiterInnen) an der Entscheidungsfindung - wenn auch ungleich proportioniert - teilhaben läßt, oder die Pläne einer "professionalisierten" Hochschulleitung (oft von den Profs als "Professoralisierung" mißverstanden...) gebieten es, die Forderung nach Veränderung der Mehrheitsverhältnisse in den wichtiger werdenden akademischen Gremien voranzutreiben.

Darüber hinaus gilt es, studentische Forderungen in den verschiedensten Bereichen einzubringen, z.B. bei der Erarbeitung von Entwicklungs- und Strukturplänen, bei der Diskussion um die zentrale Evaluation und der Entwicklung von alternativen Evaluationsformen ebenso wie bei der Diskussion um die Personalstruktur und die Hochschulfinanzierung. Besonders wichtig ist auch die HRG (Hochschulrahmengesetz) Novelle. Außerdem bedeutet Hochschulpolitik auch, sich kritisch mit den Forschungs- und Lehrinhalten auseinanderzusetzen.

Insgesamt möchte ich daraufhin wirken, daß der "Lebensraum" Uni so gestaltet wird, daß ein selbstbestimmtes Lernen und Arbeiten mit kritischer Reflexion über die gesellschaftliche und politische Relevanz des eigenen Tuns ermöglicht wird.

Wie möchtest Du Deine Ziele verwirklichen?

Mit meinen Zielen stehe ich nicht allein. Hochschulpolitik wird ja nicht nur vom AStA-Referenten betrieben, sondern deckt sich mit den Betätigungsfeldern von FSRV (Fachschaftsräteversammlung) und studentischen GremienvertreterInnen. Nur in einer intensiven Zusammenarbeit mit diesen und mit den einzelnen Basisgruppen und Fachschaften, sowie mit den Frauenbeauftragten können wir studentischen Einfluß geltend machen. Auch auf Landes- und Bundesebene ist eine Koordination der Arbeit notwendig. Deswegen strebe ich eine Zusammenarbeit mit der Landesastenkonferenz und dem fzs (freier Zusammenschluß von Studierendenschaften) an.

> Neue Vizepräsidentin

> Professorale Arroganz: Profs würgen Konzilsdebatte ab