Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte
Georg-August-Universität Göttingen
X
X
Museumsprojekt im Grenzdurchgangslager Friedland
Forschungsprojekt am Zeitgeschichtlichen Arbeitskreis Niedersachsen (ZAKN)
Museumsprojekt Friedland ~ Geschichte des GDL ~ Projektseminar Friedland ~ Netzwerk "Lager nach 1945"
Am 20. September 1945 eröffnete die britische
Militärverwaltung das Flüchtlingslager Friedland als eines von neun Lagern in
der damaligen Oberprovinz Hannover. Diese Lager dienten zum einen dazu, die
Flüchtlinge, Vertriebenen, Evakuierten und Rückwanderer zu versorgen, die nach
Ende des Zweiten Weltkrieges auf den Straßen unterwegs waren und an den
zeitweise geschlossenen Zonengrenzen strandeten. Neben den Militärverwaltungen
und den deutschen Behörden arbeiteten lokale Gruppen des – offiziell noch
verbotenen – DRK, weitere deutsche und
britische Wohlfahrtsorganisationen, die Kirchen sowie Privatpersonen in diesen
improvisierten Auffangstationen.
Zum anderen bemühten sich die britische
Militärverwaltung vermittels der Lager den Zuzug der Flüchtlinge in ihre Zone
zu kontrollieren sowie deren regionale Verteilung zu regulieren. Vor dem
Hintergrund britisch-sowjetischer Vereinbarungen über den zahlenmäßig
ausgeglichenen Austausch von Personen zwischen ihren Zonen schrieben sowohl die
britischen als auch die sowjetischen Militärbehörden die Registrierung aller
Personen vor, die die Zonengrenze überquerten. Ein Befehl der britischen
Militärregierung vom 7. Oktober 1945 ordnete an, daß alle in die britische Zone
Einreisenden ein Auffang- oder Durchgangslager zu durchlaufen hatten. Wie viele
Rückwanderer und Vertriebene in der frühen Nachkriegszeit den Befehlen zur
Registrierung nachkamen, ist allerdings unklar. Viele von ihnen nutzten
insbesondere dann Schleichwege über die noch durchlässigen Grenzen, wenn, was
häufiger geschah, die offiziellen Grenzübergänge auf unbestimmte Zeit
geschlossen waren.
Während die britische Dienststelle im Lager
Friedland für die Überwachung der Verwaltung sowie die Kontrolle der Lagereingänge
zuständig war, übernahmen deutsche Stellen und insbesondere das DRK die
Betreuung der Ankommenden. Bereits im September 1945 wurde ein deutscher
Lagerleiter eingesetzt. Als Anfang 1947 die Fürsorgepflicht für deutsche
Flüchtlinge auf die deutschen
Behörden überging, übernahm das Land Niedersachsen die Verantwortung für das
Lager Friedland.
Am 31. März 1952 verließ mit der britischen
Entlassungsdienststelle die letzte militärische Einheit das Lager Friedland.
Schon zuvor, am 1. April 1950 war das Lager von der Bundesregierung als
„Einrichtung von übergebietlicher Bedeutung“ anerkannt
worden.
Daß
sich Friedland zu einer „Einrichtung von übergebietlicher Bedeutung“ entwickelt
hatte, ist auf eine Vielzahl von Faktoren – unter anderem auf die besondere Lage
nahe des Zusammentreffens dreier Besatzungszonen, die gute Verkehrsanbindung,
die Bedeutung der nahegelegenen Grenzübergänge – zurückzuführen. In dem Maße,
in dem das Lager für immer weitere Flüchtlingsgruppen zuständig war – neben den
Flüchtlingen und Vertriebenen nach Kriegsende unter anderem auch aus
Kriegsgefangenschaft entlassene Kriegsheimkehrer und ab 1950 deutsche Aussiedler
aus Polen – stieg auch die Bedeutung des Lagers. In den 1950er Jahren war das Lager
Friedland die bedeutendste Einrichtung ihrer Art.
Die größte Rolle für den Bedeutungszuwachs des Lagers spielten dabei zweifellos die Kriegsheimkehrer. Mit der Schließung des Lagers Münster/Westfalen war Friedland das einzige Entlassungslager für Kriegsgefangene. Bis Oktober 1949 wurden dort bereits 300.000 Heimkehrer betreut. Mit der Rückkehr der letzten Kriegsgefangenen aus sowjetischer Gefangenschaft wurde Friedland zu dem nationalen Gedenk- und Identitätsort der 1950er Jahre schlechthin. Die Ankunft der letzten Heimkehrer wurde von der Öffentlichkeit intensiv verfolgt. Auf dem Weg von der Grenze nach Friedland jubelten die Menschen den Heimkehrern zu, in Friedland selbst versammelten sich anläßlich des ersten Transports nicht nur unzählige Schaulustige, sondern auch hohe Würdenträger des Staates, unter ihnen Bundespräsident Theodor Heuß, um die Ankommenden zu begrüßen. Wochenschau und Hörfunk berichteten intensiv über die Rückkehr und den Empfang im Lager Friedland. Die Bilder von der umjubelten „Heimkehrer der Zehntausend“ gingen in das kollektive Gedächtnis der Bundesrepublik ein und trugen erheblich zum Mythos Friedlands als dem „Tor zur Freiheit“ bei.
To be continued ...