Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte
Georg-August-Universität Göttingen
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"Lager in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg"
Forschungsnetzwerk im Rahmen des Museumsprojekts Friedland
Museumsprojekt Friedland ~ Geschichte des GDL ~ Projektseminar Friedland ~ Netzwerk "Lager nach 1945"
I. Aktueller Projektstand
Seit Mai 2009 besteht ein E-Mail-Verteiler, der dazu beitragen soll, sich über die jeweiligen
Forschungsprojekte auszutauschen, andere Forschungsansätze kennenzulernen, auf aktuelle Literatur hinzuweisen und
Fragen, bei denen vielleicht Kollegen weiterhelfen können, zu klären.
II. Zweiter Workshop in Gießen
Am 29. und 30. September 2011 findet am ZMI Gießen (Sektion 4: Medien und Zeitgeschichte) ein zweiter Workshop des Netzwerks mit dem Titel "Lager und Öffentlichkeit in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg" statt. Das CfP ist hier abrufbar.
Ein erster Workshop fand - veranstaltet vom Zeitgeschichtlichen Arbeitskreis Niedersachsen - am 18./19. September 2009 in Göttingen statt (Programmübersicht und Tagungsbericht).
III. Skizzzierung des Projekts
Daneben
wurden in nahezu jeder größeren Stadt Flüchtlings- und Wohnlager errichtet, in
denen die Menschen in Ermangelung anderen Wohnraums mitunter sogar mehrere
Jahre lebten. Diese Lager verschwanden erst im Laufe der Jahre aus dem
Stadtbild oder entwickelten sich zu festen Siedlungen.
Auch
die meisten Auffang- und Durchgangslager wurden mit dem Nachlassen des
ersten
Flüchtlingsstroms aufgegeben. Allerdings blieben einige dieser
Einrichtungen
bestehen und übernahmen im Laufe der Jahre neue Funktionen, die
sich häufiger wandelten. Die Lager beherbergten und betreuten nun
entlassene
Kriegsgefangene, Aussiedler, Flüchtlinge bzw. Auswanderer aus der
SBZ/DDR, und
politische Flüchtlinge (etwa aus Ungarn), bevor diese in lokale
Aufnahmelager
oder –heime bzw. andere Durchgangslager weitergeleitet wurden.
Beispiele
hierfür sind die Durchgangslager in Friedland, Furth im Walde,
Schirnding,
Gießen, Uelzen-Bohldamm, Frankfurt (Oder), die zum Teil bis in die 1960er Jahre bestanden. Das Grenzdurchgangslager
Friedland existiert sogar bis heute als die bundesweit einzige
Erstaufnahmeeinrichtung für Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion.
Obschon einige lokale Studien existieren, die sich mit einzelnen dieser Lager beschäftigen, ist die Forschungslage als äußerst dürftig zu kennzeichnen. Die wenigsten der größeren Flüchtlings- und Grenzdurchgangslager sind bislang überhaupt erforscht. Für manche läßt sich nicht einmal problemlos ermitteln, wie lange sie bestanden, wer sie beaufsichtigte und für welche Gruppen sie zuständig waren. Etwas besser erfoscht ist die Nachnutzung nationalsozialistischer Lager durch die Alliierten. Aber auch in diesem Feld ist noch vielfältige Forschungsarbeit zu leisten.
Wer heute
auch nur diese grundlegenden Informationen sucht, muß in den meisten Fällen
direkt in den zuständigen Archiven recherchieren. Eine systematische
Erforschung dieser Orte sowie ihrer Verbindungen untereinander steht damit aus.
So wird noch zu klären sein, welche Bedeutung diese unzähligen Institutionen für
die Gestaltung der Nachkriegsgesellschaft zukam, wie sie öffentlich wahrgenommen wurden und welche politischen
Entscheidungsprozesse die Entstehung und den Funktionswandel der Lager
bedingten.
Für
das Grenzdurchgangslager Friedland wird dieses Forschungsfeld am
Zeitgeschichtlichen Arbeitskreis Niedersachsen bearbeitet, der das Projekt des
Landes Niedersachsens zur Errichtung eines Museums im Lager Friedland wissenschaftlich
begleitet. Hier werden neben der unerläßlichen Grundlagenforschung sowohl
mögliche Objekte für das spätere Museum recherchiert als auch Interviews mit
Zeitzeugen durchgeführt.
Eingebettet in dieses Projekt soll der Versuch unternommen werden, Forscherinnen und Forschern einen Austausch zu ermöglichen, die sich mit Lagern in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschäftigen. Mögliche Themen können sein:
Forscherinnen und Forscher, die Interesse daran haben, sich an diesem Forschungsnetzwerk zu beteiligen, sind herzlich eingeladen, sich bei Sascha Schießl zu melden. Anregungen, Erweiterungen und Vorschläge des Netzwerks sind ebenfalls sehr willkommen!