Frank Schulz: Kolks blonde Bräute: eine Art Heimatroman

Zürich : Haffmans, 1991

[Wir befinden uns in einer Kneipe zu sehr fortgeschrittener Stunde]

"Sallambo", sagte Kolk klangvoll."Nachdschoh." Wir lauschten."Auf derBühne schdehd der Schdah deß Ahmdß, Mannfrehdo del Schdendo." Satsche zog Bahnen mit dem Schlüsselbund. Heiner verschränkte die Arme. "Nohmen eßd Ohmen", sagte Kolk - weiß der Teufel, woher er das nun wieder hatte. "Mahnnfredo iß schblittanaggd biß auf weiße Hanschu'e, unnd hadd n Schdeifm. Ihm gehng'ühba, aufm langn sammdbedeggdtn Tisch, liecht n Krohgodiel."

"N Krohgodiel?"

"Yaw." Kolk richtete sich auf. "Meine Dahmunhärn", ließ er verlauten. Die Damen, in der Ecke unter dem Bild mit dem versinkenden Segelschiff, horchten auf. Ebenso der Übersetzer, der blonde Rotweintrinker, Rudi und der Panzerknacker. "Ich wärde jeddß,", rief Kolk, "meinen Schuannß in daß Maul dieseß Untierß schdeggkn, ihn wieda heraußziehn und eß wird ihm - ", Kolk breitete die Arme aus und blickte im voraus triumphierend in die Runde, "- niggß passiern!"

"Dehm Krohgodiel be'schdimmd nich daw!", quasselte Rudi dazwischen. "Hh! Hh!"

Kolk ignorierte ihn. Andrea stellte die Musik leiser. "Wohl'an", rief Kolk aus und fuhr, etwas leiser, fort:"Donn Mannfrehdo schiebt sein'n Schuannß biß anß Heffd in daß weidge'öffnedde Maul deß Untierß, daß Untier schließd die mehtalangen, runnßlign, dolchzahnbewehrdtn Kiefa und..." Kolk blickte sich im Saal um, die Hände hoch erhoben. "Gelehmdte Schdille. Mann kann die Schdeggnahdl im Heuhaufm höhrn. Das Puhblikumm held dehn Ahtem an." Kolk blickte sich um. "Und plöddßlich haud Mannfrehdo dehm Krohgodiel kurdß un troggkn zwüschne Augn daß Maul gehd auf der Schuannß kommd unfasehrd und in folla Prachd zumm Fohrschein." Kolk hielt inne und schwenkte sein Zigarillo. Wir lauschten.

"Undundund?" fragte Satsche.

"Prasslnda Abplauß - doch Mannfrehdo whrd bescheidn ab," sagte Kolk. "Nuhn", Kolk hob die Arme und paffte freihändig, "wer fonn Ihn'n, hochfapuhbteß Ehrlikumm, sachd der Grohße Mannfrehdo, möchte denn daß auch ma prohbieren?!" Schweigen in der "Glucke". "Betrehdneß Schweign", sagte Kolk. "Die Härn der Schöbfung kaun aufn Finganehgln, feifm unauffellich und teuschen Miegrehne fohr, die Dahm schdohßn schbiddße Schreie auß. DA!", rief Kolk, "melded sich gannß hindtn, inna Egge, n kleineß aldeß Frollein. Tschä", fistelte Kolk hamburgisch, "ich würd däß yaw mächn junga Männ. Awhä nich so doll zwüschne Augn haun!"

(S. 244 ff)

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