William Kotzwinkle: Ein Bär will nach oben

Frankfurt a. M.: Eichborn, 1997

EST: The bear went over the mountain (1996)

Vinal Pinette saß im Wohnzimmer am Ofen und starrte in die Flammen, die hinter der Ofenklappe tanzten. Neben ihm lag sein Hund, die Schnauze auf den Pfoten, und der Schwanz pochte rhythmisch auf den Boden.

"Gegen die Natur kann keiner an", murmelte Pinette. Der Hund schaute hoch, weil er auf das Molasseplätzchen scharf war, das Pinette gerade in seinen Tee tunkte. Der Hund sah, daß auf einem Teller daneben noch mehrere lagen, und so ein Plätzchen wäre jetzt genau das Richtige. Wenn er keins bekäme, würde er sich eben weiter die Eier lecken, das wirkte immer beruhigend.

"Wir müssen abwarten und die Augen offenhalten", sagte Pinette und schob sich das teegetränkte Plätzchen in den Mund.

Der Hundeschwanz pochte heftiger, und der Hund betrachtete Pinette unverwandt; das Wort Plätzchen stand unübersehbar in seinem Blick.

Pinette wandte sich zum Fenster und schaute in das Schneetreiben hinaus, das allmählich die Autowracks auf seinem Hof zudeckte. Ihm fehlte Art Bramhall, ihm fehlten die Gespräche am Ofen, und ihm fehlten die gemeinsamen Stunden während der langsam vergehenden Wintertage. "Art is'n guter Kerl. Hoffentlich kommt er wieder."

Plätzchen sind die ideale Hundenahrung, sagte der Hund und unterstrich seinen Standpunkt mit einem jammervollen Augenaufschlag, der die schrecklichen Folgen des Plätzchenmangels für seine Gesundheit unterstreichen sollte.

"Du hast schon vier gehabt", antwortete Pinette.

Es ist Winter, ich bin ein Hund und kann nur durchhalten, wenn ich mir die Eier abschlecke und Plätzchen fresse.

Pinette nahm eines vom Teller und warf es dem Hund hin, der es mit weit aufgerissenem Kiefer fing. Er schluckte einmal, und es war weg.

Schade, daß ich mich nicht bremsen kann, dachte der Hund und starrte auf den Boden. Wenn ich das Plätzchen in kleine Stücke zerbeißen würde, hätte ich länger was davon. Aber irgendwie kann ich mich im Augenblick der Leidenschaft nicht zurückhalten.

(S. 183-184)

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