Ein Trainingsprogramm zur Aus- und Weiterbildung im Bereich "Interkulturelle
Mediation"
1. Einleitung
2. Programm-Beschreibung & 3.
Kurs-Übersicht
4. Notizen zum Kurs Nr. 1
5. Notizen zum Kurs Nr. 2
6. Notizen zum Kurs Nr. 3
7. Notizen zum Kurs Nr. 4
8. Notizen zum Kurs Nr. 5
9. Notizen zum Kurs Nr. 6
10. Notizen zum Kurs Nr. 7
1. EINLEITUNG
Die in diesem Arbeitspapier enthaltenen Texte entstanden in der Zusammenarbeit
der Autoren, die durch 8wöchige DAAD-Stipendien der Gastwissenschaftler
Prof. Dr. Nikolai Bashaikin, Fremdsprachen-Universität Nishnij-Nowgorod
und Dr. Elena Bystrai, Pädagogische Hochschule Tscheljabinsk, ermöglicht
wurde.
Sie bilden gleichzeitig die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit
und sollen Personen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, über
den derzeitigen Stand des Projekts informieren.
2. PROGRAMM-BESCHREIBUNG
ZIEL DES PROJEKTS "INTERKULTURELLE MEDIATION" (IME)
Allgemeines Projektziel ist die Entwicklung eines Weiterbildungsprogramms
"Interkulturelle Mediation". In diesem Programm sollen Personen zu "Interkulturellen
Mediatoren / Mediatorinnen" weitergebildet werden, die
-
ihre eigene Muttersprache gut beherrschen und ihre eigene Kultur gut kennen,
-
eine Fremdsprache und den dazugehörigen Kulturkreis gut kennen und
-
über die intellektuellen und emotionalen Fähigkeiten verfügen,
die Voraussetzung für die Aneignung von Kompetenzen interkultureller
Mediation sind.
Die Teilnehmer an diesem Programm sollen für Tätigkeiten qualifiziert
werden, die im Zusammenhang stehen mit
-
der Organisation und Moderation von Kulturaustausch,
-
der Betreuung von Ausländern im eigenen Land,
-
der Moderation von internationalen Konferenzen und Gesprächskreisen,
-
der Zusammenarbeit von gemischtkulturell zusammengesetzten Gruppen.
Dieses Programm soll inerhalb eines Jahres absolviert werden können
(siehe unten).
ZUR PHILOSOPHIE DES PROGRAMMS
Interkulturelle Mediatoren sollen nicht nur als "Kommunikationstechniker"
tätig sein. Vielmehr sollten sie zugleich bewußt und aktiv an
der Gestaltung von Prozessen der Kulturentwicklung im eigenen Lande und
auf interkultureller Ebene mitwirken, etwa an Entwicklungspartnerschaften
oder an Kulturinitiativen. Die hierfür erforderlichen Wertorientierungen
gehören deshalb ebenso zur Programmphilosophie wir kulturelle Selbstreflexion
und kulturelle Ausdrucksfähigkeit. Dies ist dahingehend zu spezifizieren,
daß Strategien der Abwehr
-
von neuen universalistischen Heilslehren und Monokulturen,
-
von Isolationismus sowie
-
von nationalistischen und fundamentalistischen Regressionen
entwickelt werden können, um Rückfälle in frühmoderne
oder prämoderne Strukturen zu verhindern.
BEGRÜNDUNGEN FÜR INTERKULTURELLE MEDIATION
Die Begründungen für interkulturelle Mediation sollen abgeleitet
werden
-
aus Problemlagen, die mit der Modernisierungskrise (vgl. IAP 2/1992) zusammenhängen,
-
dem damit verbundenen Zusammenbruch moderner Strukturen,
-
den aus dem Meadows-Report sich ergebenden Perspektiven und
-
den aus der Postmodernismus-Theorie sich ergebenden Konsequenzen.
Kern der Begründungen ist die Annahme, daß weltweit - was die
intrakulturellen wie auch die interkulturellen Beziehungen anbelangt -
das Verhältnis von kultureller Vielfalt und kultureller Einheit
sowie das Verhältnis von kultureller Identität und interkultureller
Solidarität (neu) zu gestalten ist.
DIE LEITPRINZIPIEN: NEUE IDENTITÄT UND NEUE SOLIDARITÄT
Dies sind Leitprinzipien, welche die Grundlage für eine nachhaltige
("sustainable") Kulturentwicklung sind. Aus ihnen lassen sich dann sowohl
Anforderungen und Aufgaben als auch Kompetenzen und Lernziele für
interkulturelle Mediatoren ableiten.
Was die NEUE IDENTITÄT anbelangt, so zeichnet sie sich durch das
Bestreben nach weitgehender LOKALER UND REGIONALER KULTURELLER AUTARKIE
aus, d. h.
-
durch kulturelle Autarkie,
-
durch ökologische Autarkie / ökologisches Gleichgewicht und
-
durch ökonomische Autarkie.
Die Verwirklichung lokaler und regionaler kultureller Autarkien verlangt
-
Ideologiekritik am Rationalisierungseffekt großer Systeme,
-
den Nachweis von deren ökologischen Kontraproduktivität,
-
den Hinweis auf deren soziale und humanökologische Kontraproduktivität,
die sich in wachsenden Polarisierung "Arm-Reich" niederschlägt,
-
ein neues Verständnis vom "allgemeingebildeten" Menschen und
-
die Nutzung neuer Technologien.
Was die NEUE SOLIDARITÄT anbelangt, so zeichnet sie sich durch das
Bestreben nach DEZENTALEN ENTWICKLUNGSPARTNERSCHAFTEN aus, d. h.
-
durch interkommunale, inter-institutionelle und interpersonelle Partnerschaften,
-
durch wechselseitiges Lernen,
-
durch ökonomische Umverteilung von Reich nach Arm,
-
durch wechselseitige Unterstützung bei der Entwicklung von Autarkie
und
-
durch Berücksichtigung von Technologien, die diese Partnerschaften
nachhaltig gestalten.
PROGRAMMGLIEDERUNG "INTERKULTURELLE MEDIATION"
Das Programm "Interkulturelle Medition" dient der Entwicklung interkultureller
Kompetenzen und hat einen Umfang von ca. 300 Std. aktiver Lernzeit. Es
gliedert sich in 7 Kurse von jeweils ca. 45 Stunden aktiver Lernzeit (=
ca. 60 Unterrichtsstunden à 45 Minuten) mit folgenden thematischen
Schwerpunkten:
-
Kulturdiagramme, Ländermappen und länderkundliche Dokumentationen
-
Kulturstandard-Fragebogen
-
Kulturassimilator-Übungen
-
Interkulturelle Fallstudien
-
Interkulturelle Simulationen
-
Interkulturelle Erkundungen
-
Organisation von Kulturaustausch
INTERKULTURELLE KOMPETENZEN
Dies sind Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, deren Personen
bedürfen, die in Bereichen interkultureller und internationaler Kommunikation
und Kooperation tätig sind und die andere für solche Tätigkeiten
befähigen wollen. Sie lassen sich gliedern nach
-
Sprachkompetenzen,
-
Sachkompetenzen,
-
Sozialkompetenzen und
-
Selbstkompetenzen.
Das Programm "Interkulturelle Mediation" setzt die entsprechenden fremdsprachlichen
Kenntnisse bei den Teilnehmern voraus und baut auf die beim Fremdsprachenerwerb
bereits erworbenen Sach-, Sozial- und Selbstkompetenzen auf.
Sachkompetenzen umfassen zum einen landes- und kuklturkundliche Kenntnisse
im weiteren Sinne, aber auch methodische Kompetenzen der Organisation,
Moderation und der Entwicklungsforschung.
Sozialkompetenzen umfassen im besonderen Empathie und Fremdverstehen
(auch in bezug auf nonverbalen Ausdruck), aufgeklärte kulturelle Selbstdarstellung,
Vermittlungs- und Konfliktstrategien.
Selbstkompetenzen umfassen Fähigkeiten im Umgang mit dem eigenen
"kulturellen Selbst", d. h. kulturelle Selbstreflexion, Akzeptieren kultureller
Relativität und Umgang mit dem eigenen Kulturschock mit Kulturstreß
und eigener interkultureller Persönlichkeitsbildung.
KURSGLIEDERUNG
Jeder dieser Kurse gliedert sich in einen
-
Orientierungsblock,
-
Selbsterfahrungsblock,
-
Tutoren- und Assistenzblock und
-
einen Entwicklungsblock.
Diese vier Blöcke müssen jedoch nicht unbedingt aufeinanderfolgen;
sie können auch unter Berücksichtigung organisatorischer Rahmenbedingungen
(Praktika etc.) verlagert werden.
Jeder Orientierungblock enthält kurze Einführungen in das
Thema und in die Kursmaterialien sowie einen Überblick über die
in diesem Block vermittelten Kompetenzen und Methoden.
In den Selbsterfahrungsblöcken lernen die Studenten die einzelnen
Methoden aus der Perspektive eines Teilnehmers/Lerners kennen, wobei sie
sich zusätzlich vor allem Kompetenzen der Dokumentation aneignen.
In den Tutoren- und Assistenzblöcken werden die in der jeweiligen
Grundlagen- und Selbsterfahrungsphase angeeigneten Kompetenzen in der Weise
angewendet, daß die Studenten die Rolle eines Mediators/Trainers
übernehmen, wobei sie sich zusätzlich vor allem Kompetenzen der
Moderation aneignen.
In den Entwicklungsblöcken werden die einzelnen Methoden weiterentwickelt
und erprobt, wobei sich die Studenten zusätzlich Forschungs- und Entwicklungskompetenzen
aneignen.
KURSUNTERLAGEN
Für jeden Kurs werden Kursunterlagen für die Studenten erstellt.
Diese umfassen im besonderen
-
Orientierungstexte
-
Kompetenzbeschreibungen
-
Lernaufgabenbeschreibungen
-
Übungsmaterialien
-
Referenzen
ORIENTIERUNGSTEXTE
Orientierungstexte sollten für eine Kurs den Umfang von 20 Seiten
nicht übersteigen. Sie sollten dazu dienen,
-
das Vorwissen der Studenten zu mobilisieren und an deren bisherige Erfahrungen
anzuknüpfen,
-
einen historischen Orientierungsrahmen zu vermitteln,
-
den Sachstand (Forschungsstand) auf dem betreffenden Gebiet zu umreißen,
-
einen Vorblick auf die geplante Lerntätigkeit zu geben und
-
Gütemaßstäbe für Professionalität auf dem betreffenden
Gebiet zu liefern.
KOMPETENZBESCHREIBUNGEN
Kompetenzbeschreibungen sollten den Studenten mitteilen, welche
-
Sachkompetenzen,
-
Sozialkonpetenzen und
-
Selbstkompetenzen sie in einem Kurs entwickeln sollen.
Beispiel für "kulturelle Selbstkompetenz":
"Die Fähigkeit entwickeln, die Kulturstandards der eigenen Person
und der eigenen sozialen Gruppe zu erkennen und mit Hilfe spezieller, aus
der Fachliteratur bezogenen, analytischen Kategorien zu beschreiben".
LERNAUFGABENBESCHREIBUNGEN
Lernaufgabenbeschreibungen sollten die Lernaufgaben möglichst genau
beschreiben sowie Erläuterungen, Arbeitshilfen und Begründungen
vermitteln. Beispiele für Lernaufgaben sind:
"Lesen Sie das Kulturdiagramm Deutschland durch und beschreiben und
begründen Sie, was Sie zusätzlich gern wissen müßten
!"
"Lesen Sie das Kulturdiagramm Deutschland durch und beschreiben und
begründen Sie, was davon für eine/n 17jährigen russische/n
Austausschüler/in wichtig ist und was er/sie zusätzlich wissen
müßte !"
"Analysieren Sie die Ländermappe "Deutschland" und beurteilen
Sie die darin enthaltenen Dokumente nach ihrer Wichtigkeit mit Hilfe eines
Drei-Punkte-Systems !"
"Analysieren Sie die Ländermappe Deutschland und geben Sie an,
welche Art von Dokumenten diese alternativ oder zusätzlich enthalten
sollte !"
ÜBUNGSMATERIALIEN
Dies sind Texte, Arbeitsmittel und methodische Instrumente, die für
die Bearbeitung der Lernaufgavben benütigt werden.
REFERENZEN
Dies sind Literatur- und Quellenangaben, Adressen sowie Hinweise auf
Dokumentationen, Netze und Datenbänke.
3. KURS-ÜBERSICHT
KURS 1
THEMA: Deutschlanddkundliche Orientierung
DIDAKTISCHES MODELL:
Aufgabenbearbeitendes Lernen / Arbeitsunterricht
LERNUMGEBUNGEN / ÜBUNGEN / MATERIALIEN:
- Kulturdiagramme
- kulturkundliche Anthologien
- Ländermappen - länderkundliche Dokumentationen
___________________________________________________________________________
KURS 2
THEMA: Kulturstandards
DIDAKTISCHES MODELL:
- Aufgabenbearbeitendes Lernen / Arbeitsunterricht
- Lerndialog
LERNUMGEBUNGEN / ÜBUNGEN / MATERIALIEN:
- Kulturfragebogen
- Bestimmung kultureller Antipoden
- Identifizierung von Konfliktpotential
- Identifizierung von Kommunikationsansätzen
- Weiterentwicklung des Kulturfragebogens
___________________________________________________________________________
KURS 3
THEMA: Die Kulturassimilator-Methode
DIDAKTISCHES MODELL:
- Aufgabenbearbeitendes Lernen / Arbeitsunterricht
- Kleingruppen-Lerngespräch
LERNUMGEBUNGEN / ÜBUNGEN / MATERIALIEN:
- Kulturassimilator-Bearbeitung
- Kulturassimilator-Entwicklung
___________________________________________________________________________
KURS 4
THEMA: Interkulturelle Fallstudien
DIDAKTISCHES MODELL:
- Kleingruppen-Lerngespräch
- Fallmethode
LERNUMGEBUNGEN / ÜBUNGEN / MATERIALIEN:
- Bearbeitung von Fallstudien
- Moderation von Fallbesprechungen
- Entwicklung von Falldarstellungen
___________________________________________________________________________
KURS 5
THEMA: Interkulturelle Simulation
DIDAKTISCHES MODELL:
- Simulation
LERNUMGEBUNGEN / ÜBUNGEN / MATERIALIEN:
- Durchführung eines kultur-allgemeinen Spiels (Clues & Challenges)
- Durchführung von kulturspezifisch-bikulturellen Rollenspielen
- Entwicklung eines kulturspezifisch-bikulturellen Rollenspiels
___________________________________________________________________________
KURS 6
THEMA: Interkulturelle Erkundungen
DIDAKTISCHES MODELL:
- Erkundung
- Lernausstellung
LERNUMGEBUNGEN / ÜBUNGEN / MATERIALIEN:
- Durchführung von Erkundungen deutschlandbezogener Kontexte am
Ort
- Planung von Erkundungen in Deutschland
___________________________________________________________________________
KURS 7
THEMA: Organisation von Kulturaustausch
DIDAKTISCHES MODELL:
- Lernprojekt
- Famulatur
LERNUMGEBUNGEN / ÜBUNGEN / MATERIALIEN:
- Planung eines Kulturaustausch-Projekts
- Mitarbeit an einem KA-Projekt
- Entwicklung eines Evaluierungskonzepts für ein KA-Projekt
- CEWID- Applikation "Projektmanagement"
4. NOTIZEN ZUM KURS NR. 1
LANDES- UND KULTURKUNDLICHE ORIENTIERUNG
Grundlage für diesen Kurs sind Lehr-Lernmaterialien, die nach vier
Ebenen gegliedert sind:
-
Kulturdiagramme
-
Kulturkunde-Anthologien
-
Ländermappen
-
Dokumentationen
Auf allen vier Ebenen soll die folgende Gliederung verwendet werden:
1. Einführung
1.1 Kulturbegriff
1.2 Problem: Übergeneralisierung/Stereotypenbildung
1.3 Begründung: Warum trotzdem ?
1.4 Ausgangsposition: Vielfalt und Gemeinsamkeiten
1.5 Kontexte: Das Kulturdiagramm als Einstieg in Kulturkunde
1.6 Vorblick auf die Gliederung
1.7 Referenzen und Umgang mit Kulturdiagramm
2. Alltagskultur
2.1 Begrüßungen
2.2 Einstellungen zur Arbeit
2.3 Erholung/Freizeit
2.4 Erziehungsstile
2.5 Essen
2.6 Familie
2.6.1 Familientypen
2.6.2 Einkommen
2.6.3 Konsum: Möglichkeiten und Gewohnheiten
2.6.4 Wohnen und Einrichtung
2.6.5 Autoritätsstruktur
2.6.6 Konfliktstruktur
2.7 Feiertage
2.8 Gäste/Besucher
2.9 Gestik und Mimik
2.10 Hygiene und Diätetik
2.11 Kleidung
2.12 Politische Orientierungen
2.13 Religion/en (religiöse Praxis)
2.14 Sprache/Dialekte/Soziolekte
2.15 Trinkgewohnheiten
3. Kulturgebiete
3.1 Bildungssystem
3.2 Geschichte
3.3 Gesundheitswesen
3.4 Institutionen
3.4.1 Vereine
3.4.2 Kirchen
3.4.3 Behörden
3.4.4 Massenmedien
3.4.5 Betriebe
3.4.6 Bürgerinitiativen
3.5 Gesellschaft/Soziale Gliederung
3.5.1 Schichten
3.5.2 Geschlechtsrollen
3.5.3 Generationen
3.5.4 Regionen
3.6 Kommunikation
3.7 Künste
3.8 Politik
3.9 Rechtspflege
3.10 Staat
3.11 Verkehr
3.12 Wirtschaft
3.13 Wissenschaft
3.14 Sport
3.15 Technologie
4. Kulturaustausch
4.1 Vorbereitung
4.2 Reisen
4.3 Verhandlung
4.4 Post
4.5 Telekommunikation
4.6 Öffentlichkeitsarbeit
5. Geographie und Klima
5.1 Klima
5.2 Landschaft
6. Statistik/Demographie
6.1 Bevölkerung
6.2 Nationalitäten
7. Referenzen/Quellen
Die Bearbeitung dieser Materialien soll nach dem Prinzip aufgabenbearbeitenden
Lernens erfolgen. Dafür sollen Lernaufgaben wie die folgenden entwickelt
werden:
Lernaufgabenbeschreibungen sollten die Lernaufgaben möglichst genau
beschreiben sowie Erläuterungen, Arbeitshilfen und Begründungen
vermitteln. Beispiele für Lernaufgaben sind:
"Lesen Sie das Kulturdiagramm Deutschland durch und beschreiben und
begründen Sie, was Sie zusätzlich gern wissen müßten
!"
"Lesen Sie das Kulturdiagramm Deutschland durch und beschreiben und
begründen Sie, was davon für eine/n 17jährigen russische/n
Austausschüler/in wichtig ist und was er/sie zusätzlich wissen
müßte !"
"Analysieren Sie die Ländermappe "Deutschland" und beurteilen Sie
die darin enthaltenen Dokumente nach ihrer Wichtigkeit mit Hilfe eines
Drei-Punkte-Systems !"
"Analysieren Sie die Ländermappe Deutschland und geben Sie an,
welche Art von Dokumenten diese alternativ oder zusätzlich enthalten
sollte !"
Die folgende Kursbeschreibung ist ein nach dem Standard-Schema erstellter
Erstentwurf:
KURSBESCHREIBUNG ZUM KURS NR. 01
1. FASSUNG
DATUM: 16.12.92
KURS-THEMA: Kulturkundliche Orientierung
AUTOR/EN: Bashaikin, Bystrai, Flechsig
DEFINITION
Unter "Kulturkundlicher Orientierung" ist die Aneignung von Grundwissen
über die Alltagskultur und über ausgewählte Kulturgebiete
einer anderen Kulturgemeinschaft zu verstehen, das unter Gesichtspunkten
von Gemeinsamkeit, Spezifik und Verschiedenheit ausgewählt wurde und
in umfassendere Konzepte interkulturellen Lernens integriert ist.
SCHLÜSSELBEGRIFFE
- Kultur
- Stereotyp
- Taxonomie
- Kulturkunde
- Landeskunde
- Kulturdiagramm
- Kulturkundliche Anthologie
- Ländermappe
- Kulturkundliche Dokumentation
- Selbstbild
- Fremdbild
- Gemeinsamkeiten
- Universalien
- Kontrast
WISSENS-LANDKARTE
1. NOTIZEN ZUR KOMPETENZENTWICKLUNG
- Engen und weiten Kulturbegriff unterscheiden
- Entscheidung für weiteren Kulturbegriff begründen
- Auswahlkriterien für kulturkundliches Wissen begründen
- Kulturdiagramm bearbeiten und ergänzen
- Kulturkundliche Anthologie bearbeiten und ergänzen
- Ländermappe nutzen und ergänzen
- Kulturkundliche Dokumentation nutzen
- Zielgruppenspezifischen kulturkundlichen Orientierungstext erstellen
- Gefahren der Stereotypenbildung erläutern und vermeiden
2. NOTIZEN ZUM ORIENTIERUNGSTEXT
- Neue Erfahrungen bei ersten Begegnungen: "Das habe ich mir ganz anders
vorgestellt"
- Beschränktheit und Einseitigkeit unseres Vorwissens über
andere Kulturen
- Gründe für diese Beschränktheit und Einseitigkeit
- Gefahr von Stereotypenbildung
- Vorverständnis von "Landeskunde" und "Kulturkunde"
- Hinweis auf die Geschichte der Kulturkunde (in Deutschland)
- Von der stereotypisierenden zur aufklärenden Kulturkunde
- Situationen, aus denen sich Bedarf an aufgeklärter Kulturkunde
ergibt
- Was macht eine professionelle "Didaktik der Kulturkunde" aus ?
- Perspektiven-Probleme
- Taxonomie-Probleme
- Bedeutungs- und Bewertungsprobleme
- Probleme der Wissenssynthese
- Kontext- und Anwendungsprobleme
3. NOTIZEN ZUR LERNAUFGABEN-BESCHREIBUNG
Lernaufgabe 1
Lesen Sie das Kulturdiagramm durch und halten Sie schriftlich fest,
-
über welche der behandelten Themen Sie gern etwas mehr wüßten,
-
über welche anderen Themen Sie gern etwas wissen möchten und
-
mit welchen Themendarstellungen Sie nicht oder nur zum Teil einverstanden
sind !
Lernaufgabe 2
siehe Lernaufgabe 1, jedoch bezogen auf die Kulturkunde-Anthologie
Lernaufgabe 3
siehe Lernaufgabe 1, jedoch bezogen auf die Ländermappe
Lernaufgabe 4
Erstellen Sie bitte in Partnerarbeit für eine Zielgruppe Ihrer
Wahl zur Vorbereitung eines Jugendaustausch-Programms ein kleines Kulturdidagramm,
und zwar unter Nutzung des Kulturdiagramms, der Kulturkunde-Anthologie
und der Ländermappe !
4. NOTIZEN ZUR BLOCK- BZW. PHASENGLIEDERUNG
(6 Tage = 48 Unterrichtsstunden à 45 Minuten = 2160 Min. ALZ)
- Orientierungsphase/ Vortrag, Lektüre, Rückfragen (max. 60
Min)
- Aufgaben-Bearbeitungsphase I (max. 120 Min)
- Präsentationsphase I (max. 90 Min)
- Bewertungsphase I (max. 90 Min)
- Aufgaben-Bearbeitungsphase II (max. 360 Min)
- Präsentationsphase II (max. 90 Min)
- Bewertungsphase II (max. 90 Min)
- Aufgaben-Bearbeitungsphase III (max. 360 Min)
- Präsentationsphase III (max. 90 Min)
- Bewertungsphase III (max. 90 Min)
- Aufgaben-Bearbeitungsphase IV (max. 360 Min)
- Präsentationsphase IV (max. 90 Min)
- Bewertungsphase IV (max. 90 Min)
- Ergebnissicherungsphase (max. 180 Min)
5. (NUR FÜR DOZENTEN) VORTRAGS-STICHWORTE
- Auf eigene Erfahrungen mit Vorurteilsbildung und Vorurteilsabbau verweisen
- Unklarheit im Sprachgebrauch "Landskunde" / "Kulturkunde" aufgreifen
- Definition für "kulturkundliche Orientierung" erläutern
- Wissens-Landkarte erläutern
- Problem-Horizonte laut Wissenslandkarte erläutern
- Lernaufgaben erläutern
- Ängste vor Komplexität und vor zu hohen Anforderungen abbauen
- Auf Langfristigkeit kulturkundlicher Kompetenzentwicklung
hinweisen
- Zum bescheidenen Anfang ermuntern
6. (NUR FÜR DOZENTEN) DIDAKTISCHE HINWEISE
- Daran erinnern, daß kulturkundliche Orientierung nur ein erster
Schritt zur Entwicklung kulturkundlicher Kompetenz ist
- Wichtigkeit des Aufbaus und der laufenden Ergänzung der eigenen
kulturkundlichen Dokumentation betonen
- Bei der Aufgabenbearbeitung nur beraten
- "Eindeutigkeitserwartungen" bearbeiten
- Auf Sicherung der mikrodidaktischen Kompetenzen beim Präsentieren
und Moderieren achten
- Rückmeldung auf positive und negative Lösungen nicht vergessen
- Diskussionen von je 2 Teilnehmern moderieren und protokollieren lassen
(Sichtprotokoll !)
- Auf sorgfältige Ergebnissicherung achten
- Möglichkeit flankierender Maßnahmen prüfen
- Mögliche Beiträge zur Entwicklung von Organisationskultur
einbringen
7. ANLAGEN & LITERATUR
- eigene Taxonomie
- Kulturdiagramm Deutschland
- Kulturdiagramm Rußland
- Erstfasssung Kultur-Anthologie Deutschland
5. NOTIZEN ZUM KURS NR. 2
"KULTURSTANDARDS"
In diesem Kurs sollen die Studenten
-
die Fragen aus dem folgenden Kulturstandard-Fragebogen selbst beantworten,
-
die Ergebnisse zusammenfassen und diskutieren,
-
die Eigenschaften ihrer "kulturellen Antipoden" beschreiben,
-
Konfliktpotentiale zwischen ihnen und ihren kulturellen Antipoden identifizieren
sowie
-
Kommunikationsansätze in solchen Konfliktsituationen entwickeln.
EIGENE UND FREMDE KULTURSTANDARDS
Der folgende auf der Grundlage der von Kluckhohn & Strodbeck (1961)
entwickelten Kategorien beruhende Fragebogen dient der Erhebung von
"Kulturstandards". Dies sind kulturelle und moralische Grundüberzeugungen
und Wertvorstellungen, die allen oder den meisten Menschen einer Kultur
gemeinsam sind. Bekannt sind Kulturstandards auch unter Begriffen wie "Weltanschauung",
"Weltbild", "Menschenbild" oder "Naturauffassung". Im besonderen geht es
darum festzustellen, was in einer Kultur für gut, wichtig oder richtig
angesehen wird, und zwar in bezug auf
- die Einstellungen des Menschen zu sich selbst.
- seine Einstellungen anderen und der Gesellschaft gegenüber sowie
- seine Einstellungen zur Natur und zu Gott (einem "höheren Wesen").
Kulturen unterscheiden sich in diesen Punkten voneinander. Deshalb
kommt es nicht selten zu Konflikten, wenn Menschen mit unterschiedlichen
Kulturstandards zusammenkommen, sei es im Beruf, sei es im privaten Bereich.
Je besser man über seine eigenen Wertvorstellungen und die der
anderen Bescheid weiß, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit,
daß man aufmerksam wird für Unterschiede zwischen den Kulturstandards
verschiedener Kulturen. Und je besser man diese Unterschiede kennt, desto
leichter ist es, die daraus möglicherweise entstehenden Konflikte
zu erkennen und zu bearbeiten.
Die Arbeit mit diesem Fragebogen kann deshalb sowohl zu Ihrer eigenen
Weiterbildung als auch zur besseren "Völkerverständigung" beitragen.
Zum Vorgehen:
Markieren Sie bitte für jeden der folgenden 25 Punkte diejenige
Aussage, die im ganzen gesehen für Ihre eigene Kultur charakteristisch
ist. Als "ihre eigene Kultur" sollten Sie dasjenige verstehen, was die
Mehrheit der Angehörigen Ihrer nationalen, regionalen oder lokalen
Gemeinschaft, in der Sie leben, auszeichnet. Nehmen Sie die Markierung
bitte in der Weise vor, daß Sie einen der drei vorausgestellten Buchstaben
mit einem Kreis versehen!
Hier ist ein Beispiel:
"Wem gegenüber ist ein Mensch am stärksten verantwortlich?
A. Nur sich selbst.
B. Anderen Menschen gegenüber, im besonderen seiner Familie, seinen
Freunden,
C. dem Staat und der Gesellschaft gegenüber.
D. Gott bzw. einem höheren Wesen gegenüber."
Wenn Sie der Meinung sind, daß in Ihrer Kultur die Leute der
Meinung sind, daß man zunächst seiner Familie und seinen Freunden
gegenüber verpflichtet ist, dann müssen Sie den Buchstaben B
markieren.
I. Das Individuum
1. Wem gegenüber hat ein Mensch seine wichtigsten Verpflichtungen?
A. Sich selbst gegenüber.
B. Anderen Menschen gegenüber, im besonderen der Familie und seinen
Freunden.
C. Dem Staat und der Gesellschaft gegenüber.
D. Einem höheren Wesen gegenüber.
2. Was bewertet man an einem Menschen in Ihrer Heimatkultur am positivsten?
A. Die Fertigkeiten und Leistungen, die er in seinem Leben erbracht hat.
B. Seine soziale Position, d. h. die Zugehörigkeit zu einer bestimmten
sozialen Gruppe oder einer bestimmten Familie.
C. Seine geistigen oder religiösen Qualitäten.
D. Seine Persönlichkeit und seinen Charakter.
3. Welche Rolle spielt das Schicksal im Leben eines Menschen?
A. Das Schicksal spielt keine Rolle, denn jeder Mensch ist Herr seines
eigenen Schicksals.
B. Das Schicksal und der Zufall spielen eine gewisse Rolle, aber jeder
Mensch hat auch Kontrolle über seine eigene Zukunft.
C. Das Schicksal bestimmt das Leben jedes Menschen und niemand kann
etwas tun, um es zu beeinflussen.
4. Auf welche Weise lernt der Mensch in erster Linie das Leben kennen?
A. Durch seine eigenen Anstrengungen und Erfahrungen, indem er durch Versuch
und Irrtum lernt.
B. Durch das Vorbild älterer, klügerer und erfahrenerer Menschen.
C. Durch das Wort der großen Lehrer des Volkes.
D. Durch göttliche Offenbarung oder durch das Wort seiner Propheten
auf dieser Welt.
5. Welchen Einfluß hat das Geschlecht eines Menschen auf die Rollen,
die er zu spielen hat?
A. Ob man Mann oder Frau ist, hat wenig Einfluß darauf, wer man ist,
und was man im Leben zu tun hat.
B. Ob man Mann oder Frau ist, hat einen gewissen Einfluß auf
die eigene Rolle, aber in erster Linie sind es die eigenen Fähigkeiten
und Interessen, die zählen.
C. Rollen und Tätigkeiten von Männern und Frauen sind sehr
verschieden.
D. Festgelegte und typische Rollen werden entweder Männern oder
Frauen übertragen, und es gibt keine Überlappungen.
6. Wird der Mensch in Ihrer Heimatkultur als grundsätzlich gut oder
als grundsätzlich böse angesehen?
A. Der Mensch ist von Natur aus gut.
B. Der Mensch ist von Natur aus eine Mischung zwischen Gut und Böse.
C. Ob der Mensch gut oder böse ist, hängt von den Umständen
ab.
D. Der Mensch ist von Natur aus böse.
7. Auf welche Weise treffen Menschen in erster Linie ihre Entscheidungen?
A. Indem sie Fakten beachten und logische Denkprozesse durchführen.
B. Indem sie sich auf ihre persönliche Erfahrung und ihr eigenes
Wissen stützen.
C. Indem sie sich an anderen orientieren.
D. Indem sie sich vom Gefühl leiten lassen.
8. In welchem Umfang sind Menschen fähig, sich zu ändern oder
zu entwickeln?
A. Der Mensch ist in der Lage, sich in erheblichem Umfang zu ändern,
sich zu entwickeln und sich zu bessern.
B. Der Mensch ist nur in begrenztem Umfang in der Lage, sich zu entwickeln,
zu verändern und zu bessern.
C. Der Mensch bleibt wie er ist und verändert sich nicht.
9. Unter welchen Gesichtspunkten beurteilen Menschen Prozesse, Ereignisse
und Ideen?
A. Indem sie zuerst fragen: "Funktioniert das gut oder schlecht?"
B. Indem sie zuerst fragen: "Ist das gut oder böse?"
C. Indem sie zuerst fragen: "Ist das wahr oder unwahr?"
D. Indem sie zuerst fragen: "Stimmt das überein mit der Art und
Weise wie unsere Vorfahren gelebt haben?"
10. Welches Lebensstadium des Menschen wird besonders betont bzw. geehrt?
A. Die Jugend,
B. der reife Erwachsene oder
C. das Alter.
II. Sozialbeziehungen
11. Wie wird in Ihrer Heimatkultur das Eigentum im wesentlichen genutzt
und kontrolliert?
A. Das Eigentum gehört überwiegend Einzelpersonen oder privaten
Gesellschaften.
B. Das Eigentum wird überwiegend gemeinschaftlich verwaltet.
C. Das Eigentum wird einem Individuum oder einer Gruppe solange zuerkannt,
wie es von diesen aktiv genutzt wird.
12. Was ist die Grundlage freundschaftlicher Beziehungen?
A. Eine Person hat viele Freunde zu jeder Zeit, aber sie hat nur wenige
enge Freunde während ihres ganzen Lebens. Die Verpflichtungen, die
sich in den meisten Fällen aus der Freundschaft ergeben, sind deshalb
nur schwach und begrenzt und hängen ab von der jeweiligen eigenen
Interessenlage.
B. Menschen haben eine geringe Zahl von Freunden, mit denen man das
ganze Leben lang in Verbindung steht. Die Verpflichtungen Freunden gegenüber
sind aber gering in bezug auf Umfang und Tiefe.
C. Ein Mensch hat eine kleine Zahl von Freunden, mit denen er während
des gesamten Lebens in engem Kontakt steht. Die Verpflichtungen, die sich
aus den freundschaftlichen Beziehungen ergeben, sind weitgehend und werden
intensiv gestaltet.
13. In welchem Umfang zeigen Menschen Treue gegenüber Organisationen?
A. Wenn jemand einmal einer Organisation beigetreten ist, dann hat er ein
tiefes Gefühl der Treue und der Identität. Auch wenn seine persönlichen
Vorteile dabei nicht erreicht werden, bleibt er Mitglied.
B. Die Leute haben ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit zu
einzelnen Organisationen, aber sie bleiben nur Mitglied, solange ihre persönlichen
Vorteile erfüllt werden.
C. Leute wechseln leicht von einer Organisation zu einer anderen, weil
ihre Treue im wesentlichen davon abhängt, wie weit ihre Mitgliedschaft
persönlichen Vorteilen dient.
14. Wie werden in Ihrer Heimatkultur persönliche Streitigkeiten und
Konflikte behandelt?
A. Wenn Leute nicht übereinstimmen, dann versuchen sie, ihre unterschiedlichen
Auffassungen von Angesicht zu Angesicht und in direktem Kontakt mit dem
anderen auszutragen.
B. Bei Streit und Konflikten werden häufig Vermittler benutzt,
um Konflikte zu schlichten.
C. Konflikte und Streitigkeiten zwischen Leuten werden ignoriert und
verdrängt, soweit dies möglich ist.
15. Welche hauptsächliche Zeitorientierung gibt es in Ihrer Heimatkultur?
A. Das Hauptinteresse gilt der Vergangenheit; ihr wird die größte
Wichtigkeit zugeordnet.
B. Das Hauptinteresse gilt der Gegenwart.
C. Das Hauptinteresse gilt der Zukunft.
16. Wie verhalten sich Leute gegenüber anderen von einem höheren
oder einem niederen Rang?
A. Rangunterschiede werden nicht beachtet oder heruntergespielt; in fast
allen Beziehungen herrscht informelles Verhalten vor.
B. Rangunterschiede sind in bezug auf Sozialbeziehungen nur von geringer
Bedeutung und nur in einzelnen Situationen; formelles Verhalten wird jedoch
gezeigt, wenn Leute von hohem und von niederem Rang einander treffen.
C. Rangunterschiede haben ein großes Gewicht in den Sozialbeziehungen;
Förmlichkeit im Verhalten ist der Brauch, wann immer sich Menschen
von hohem und niederem Rang treffen.
17. Welche Verhaltensmuster werden in bezug auf die Übernahme bindender
wechselseitiger Verpflichtungen bevorzugt?
A. Wechselseitige Verpflichtungen sind typisch zwischen Leuten in übergeordneten
und untergeordneten Beziehungen.
B. Wechselseitige Verpflichtungen sind typisch zwischen Leuten des
gleichen sozialen Ranges oder eines ähnlichen sozialen Ranges.
C. Wechselseitige Verpflichtungen einer bindenden Natur werden überhaupt,
vermieden soweit dies möglich ist.
18. Welches ist der bevorzugte Typus sozialer Interaktion?
A. Wenn Menschen in Gruppen zusammenkommen, tendieren sie dazu, aktiv zu
sein, Dinge gemeinsam zu tun, sich schnell zu bewegen und viel zu sprechen.
B. Wenn Menschen in Gruppen zusammenkommen, verhalten sie sich in einigen
Situationen und wie unter A. aufgeführt, in anderen Situationen wie
unter C aufgeführt.
C. Wenn Menschen in Gruppen zusammenkommen, tendieren sie dazu,
Aktivitäten zu vermeiden, das bloße Zusammensein zu genießen,
langsam und passiv zu interagieren und Perioden der Stille und der Ruhe
einzulegen.
19. Wie bindend sind in Ihrer Heimatkultur Verpflichtungen innerhalb der
Familie?
A. Mit der Zugehörigkeit zu einer Familie sind keine festen Rollen
oder Verpflichtungen verbunden; Familienmitglieder tragen je nach Interesse
und Fähigkeit zum Familienleben entweder bei oder auch nicht.
B. Mit der Zugehörigkeit zur Familie gehen einige Rollen und Verpflichtungen
einher; diese Rollen können nach Alter und Geschlecht verschieden
sein, sind aber ihrer Natur nach flexibel.
C. In jeder Familie sind besondere Verpflichtungen an die Geschlechtsrolle
und an die Stellung in der Geschwisterreihe gebunden (z. B. soll der älteste
Sohn muß das Familienunternehmen weiterführen).
20. Wie sind in Ihrer Heimatkultur die Familienbeziehungen beschaffen?
A. Starke Bindungen bestehen in der Kernfamilie, also zwischen Eltern und
Kindern; das Familienleben konzentriert sich auf die Kernfamilie; selbst
enge Verwandte leben oft weit entfernt.
B. Starke Bindungen bestehen in bezug auf die erweiterte Familie; sie
umfaßt die lebenden Großeltern, Tanten, Onkel und Vettern ebenso
wie Eltern und Kinder. Die erweiterte Familie lebt im allgemeinen zusammen
oder nahe beieinander.
C. Bindungen bestehen sowohl zu den lebenden als auch zu den toten
Mitgliedern der erweiterten Familie. Die erweiterte Familie lebt im allgemeinen
zusammen oder in enger Nachbarschaft und alle leben im Bewußtsein
ihrer gemeinsamen Vorfahren.
III. Beziehung zur Natur und zum Übernatürlichen
21. Auf welche Weise verstehen die Menschen in Ihrer Heimatkultur die Natur?
A. Vernunft und die Wissenschaft ermöglichen es dem Menschen, die
Natur zu verstehen.
B. Religiöser Glaube ebenso wie Wissenschaft sind notwendig, wenn
Menschen die Natur verstehen wollen.
C. Die Natur ist ein Geheimnis; sie kann nur durch religiösen
Glauben erschlossen oder überhaupt nicht verstanden werden.
22. Welche Auffassungen über die Beziehungen zwischen Mensch und Natur
bestehen in Ihrer Heimatkultur?
A. Der Mensch versucht, um seines eigenen Nutzens willen, die Natur zu
kontrollieren und auszubeuten.
B. Der Mensch lebt typischerweise in Harmonie und im ökologischem
Gleichgewicht mit der Natur.
C. Der Mensch ist der Natur ausgeliefert und von ihrer Gnade abhängig.
23. Wie wird Zeit definiert und bewertet?
A. Zeit wird als schnell vergehend betrachtet und als begrenztes Gut aufgefaßt,
die man nicht vergeuden darf.
B. Das Vergehen der Zeit wird intensiv gefühlt und mit Resignation
akzeptiert; es gibt aber nicht das Gefühl, daß Zeit vergeudet
werden kann.
C. Es gibt kaum oder kein Bewußtsein vom Vergehen der Zeit, Zeit
wird als unbegrenzt angesehen.
24. Bis zu welchem Grad sind die guten Dinge im Leben verfügbar?
A. Die guten Dinge im Leben existieren in unbegrenztem Maß. Glück
und Wohlstand können von allen Menschen erreicht werden, wenn sie
sich nur anstrengen, um sie sich anzueignen.
B. Die guten Dinge im Leben existieren in Fülle, aber sie sind
nicht unbegrenzt verfügbar; diejenigen, die am fähigsten sind,
oder die sich am härtesten bemühen, werden Glück und Wohlstand
erreichen.
C. Die guten Dinge im Leben sind nur in begrenzter Weise vorhanden,
so daß nicht genug davon für alle Menschen vorhanden ist; deshalb
muß Armut von vielen geduldet werden.
25. Welche Beziehungen sehen die Menschen in Ihrer Heimatkultur zwischen
dem Menschen und übernatürlichen Kräften?
A. Sie neigen zu dem Glauben, daß das Übernatürliche nicht
existiert; sie handeln so, als ob der Mensch keine Unterstützung durch
übernatürliche Kräfte braucht.
B. Die Menschen glauben, daß Übernatürliches in allen
Dingen wirkt. Die Natur und Übernatürliches werden als untrennbar
gesehen.
C. Die Menschen glauben, daß das Übernatürliche außerhalb
der Welt existiert und unbegrenzte Macht besitzt.
6. NOTIZEN ZUM KURS NR. 3
In diesem Kurs sollen entwickelte Kulturassimilatoren (KA) bearbeitet und
neue entwickelt werden.
Ein KA besteht aus
-
der Beschreibung einer (konflikthaften/kritischen) Situation und
-
3, 4 oder mehr Alternativ-Interpretationen dieser Situation.
Eine dieser Interpretationen ist die für die Zielkultur typische,
die anderen sind typische, von der erstgenannten abweichende Interpretationsweisen
aus der Kultur des Lerners.
Diese Interpretationen können in ihrem Schwerpunkt von Gedanken
oder Gefühlen oder Verhaltensmustern der an der Situation beteiligten
Personen her erstellt sein.
Den Antworten sind Verweisseiten beigegeben; der Lerner wählt die
Antwort aus, die ihm als aus der Zielkultur stammend erscheint, blättert
zur entsprechenden Seite und findet dort Bestätigung oder Nicht-Bestätigung
seiner Wahl und zusätzliche Information, die - besonders bei der richtigen
Wahl - den der Situation zugrundeliegenden Kulturstandard näher erläutert.
War die Wahl falsch, wird er zur Ausgangssituation zurück-, bei richtiger
Wahl zur nächsten Situation weiterverweisen.
Hierfür ein Beispiel (für deutsche Lerner):
In einem russischen Restaurant
Kurz nach ihrer Ankunft in Rußland gingen Peter und Dieter in
ein Restaurant. Durch Bekannte wußten sie, daß man sich in
Rußland nicht einfach an einen freien Tisch setzt, sondern in der
Regel wartet, bis man durch die Bedienung einen freien Platz zugewiesen
bekommt.
Nachdem die Freunde gegessen haben, erschien der Kellner und fragte,
ob sie noch etwas wünschten oder zahlen möchten. Peter erklärte
dem Kellner, daß sie sich nur mal ein bißchen unterhalten möchten.
Eine Minute später erschien der Kellner wieder und legte ihnen unaufgefordert
die Rechnung vor. Die Freunde deuteten dies als Zeichen, daß sie
nun gehen sollten. Da sie solch ein Verhalten des Kellners irritiert hatte
und sie sich nun auch noch hinausgeworfen fühlten, gaben sie ihm nur
ein sehr kleines Trinkgeld. Als der Kellner dies feststellte, schien er
noch mehr verärgert zu sein. In einer schlechten Stimmung verließen
die Freunde das Restaurant.
Wie würden Sie das Verhalten des Kellners erklären?
(1) Der Kellner ärgerte sich verständlicherweise über
das geringe Trinkgeld und zeigte dies ungehemmt, da Russen in ihren Gefühlsäußerungen
spontan und offen sind.
(2) Der Kellner bediente Ausländer, insbesondere Deutsche, nicht
gern und wollte sie so schnell wie möglich loswerden.
(3) Als die Freunde mit dem Essen fertig waren, glaubte der Kellner,
daß sie nun gehen wollten, und er brachte daher unaufgefordert die
Rechnung.
Zu den Antworten:
Zu Antwort (1):
Auf den ersten Blick sieht diese Antwort sehr plausibel aus, aber sie
erklärt das Verhalten des Kellners nicht vollständig. Der Kellner
ärgerte sich berechtigt über das kleine Trinkgeld, aber Peter
und Dieter fanden sein Verhalten unfreundlich, als er schon die Rechnung
auf den Tisch legte. Das einzige, was zutrifft, ist, daß Russen nicht
selten ihre Gefühle offen zeigen. Sie sind im Umgang miteinander in
der Regel mitteilsam und aufrichtig.
Zu Antwort (2):
Diese Antwort ist mit Sicherheit falsch. Die Gastfreundschaft wird
in Rußland großgeschrieben, besonders den Ausländern gegenüber.
Und den Deutschen schenkt man in Rußland traditionell viel Achtung.
Es war auch nicht im Interesse des Kellners, einen schlechten Eindruck
auf seine ausländischen Gäste zu machen: es war doch durchaus
möglich, daß für ihn dabei etwas rausspringen konnte und
das in harter Währung.
Bitte suchen Sie eine vorurteilsfreie Antwort.
Zu Antwort (3):
Diese Antwort erklärt das Verhalten des Kellners am besten. In
Rußland ist es unüblich, nach dem Essen im Restaurant länger
sitzen zu bleiben, nur um sich noch zu unterhalten. Das hängt wohl
damit zusammen, daß für russische Kellner ein Plaudern nach
dem Essen ungewohnt ist und für sie einen Einnahmeverlust bedeutet,
weil im Unterschied zu Deutschland draußen eine Menge von Besuchern
ungeduldig darauf wartet, bis ein Platz frei wird.
Folglich wird in russichen Restaurants davon ausgegangen, daß
die Gäste bald nach Beendigung des Essens gehen, und daher wird meist
nach der letzten Bestellung unaufgefordert die Rechnung gebracht. Insofern
hatte der Kellner sicherlich nicht das Gefühl, etwas falsch gemacht
zu haben und konnte sich somit das niedrige Trinkgeld wohl kaum erklären.
7. NOTIZEN ZUM KURS NR. 4
"FALLSTUDIEN"
Bei Fallstudien bearbeiten Lerner einzeln oder in Gruppen (in Aktenform
oder informell rekonstruierte) Praxisfälle, um sich Wissen über
die betreffende Praxis anzueignen und ihre Urteils- und Entscheidungsfähigkeit
auszubilden.
Hierfür ein Beispiel:
Verkehrsvorfall
Peter war vor kurzem nach Moskau gekommen. In den ersten Tagen benutzte
er die Metro, um in sein Büro zu kommen. Aber dann hatte er das Gedränge
in der Metro satt und beschloß, mit seinem Auto zur Dienststelle
zu fahren.
Höflich hielt er an einem Zebrastreifen - wie man das als Deutscher
ja gewohnt ist - und wunderte sich, daß die am Straßenrand
stehenden Menschen ihn nur verständnislos anschauten; niemand wagte
es, auf die Straße zu gehen. Die Zeit verging, die Menschenmenge
wurde zusehends nervös. Da platzte einer alten Dame der Kragen. Sie
drosch mit ihrem Krückstock auf die Motorhaube und schrie zornig:
"Das könnte dir so passen, du windiger Ausländer, du gehörst
wohl zu der ganz raffinierten Sorte: Mich erst auf die Straße locken
und dann Gas geben, was?" Es verschlug Peter die Sprache, genauer gesagt,
ein paar Brocken Russisch, die er konnte. Völlig verwirrt jagte er
davon.
Was war geschehen?, fragte er sich immer wieder. Wieso haben mich die
Leute falsch verstanden?
Antwort zur Situation "Verkehrsvorfall":
In Rußland gelten im allgemeinen die internationalen Verkehrsregeln.
So sollen z. B. die Autofahrer vor dem Zebrastreifen halten, damit die
Fußgänger die Straße überqueren können. Aber
diese Regel wird von den meisten Autofahrern oft nicht exakt beachtet.
Dann fühlen sich die Fußgänger wie gejagte Hasen, die vor
Autos - dieser Meute - um ihr Leben wettlaufen müssen.
Mittlerweile kann es einem passieren wie im folgenden Witz:
Da treffen sich zwei Freunde. Der eine sitzt mit den gebrochenen Beinen
im Rollstuhl. Fragt der gesunde: - Wo hast du dir so was zugezogen?
- Im Straßenverkehr.
- Bist wohl zu schnell gefahren?
- Nein, zu langsam gelaufen.
Das rücksichtslose Verhalten der Autofahrer den Fußgängern
gegenüber erklärt sich wohl daraus, daß das Auto in Rußland
noch kein Gebrauchsgegenstand ist, sondern ein überaus großes
Statussymbol. Derjenige, der im Auto sitzt, betrachtet die Fahrbahn oft
als sein Reich. Das paßt geradezu, wenn man bedenkt, daß früher
nur große Natschalniks, also Chefs, in ihren Dienstwagen kutschierten
und nicht der kleine Mann.
Das oben aufgeführte Verhalten der Verkehrsteilnehmer zueinander
mag auch daran liegen, daß Russen viel Respekt vor Technik haben.
Für sie ist Technik noch ein Sinnbild für Fortschritt. Es wird
wohl ein bißchen dauern, bis Russen einsehen, daß Technik nicht
gleich Fortschritt ist, daß sie auch Probleme in sich bergen kann,
z. B. ökologische Probleme.
Gegenseitige Feindseligkeit der Verkehrsteilnehmer könnte auch
tiefere Gründe haben: waren doch die politischen Freiheiten in Rußland
jahrzehntelang unterdrückt und soziale, schichtenspezifische Unterschiede
als beseitigt hingestellt, im Sozialismus wären ja alle gleich. Gerade
im Straßenverkehr machten die Autofahrer ihrem Standesdünkel
und die Fußgänger ihrer Frustriertheit Luft.
Bei den Fußgängern äußert es sich vielleicht darin,
daß sie die Straße bei Rot zu überqueren versuchen, die
Unterführungen total ignorieren, um womöglich ganz unerwartet
vor Autos aufzutauchen.
8. NOTIZEN ZUM KURS NR. 5
"SIMULATIONEN"
SIMULATIONSSPIEL
"MINORITEN UND MAJORITEN"
Ziele des Simulationsspiels
Das Ziel dieses Simulationsspiels ist interkulturelles Verhaltenstraining.
Diese Art des Trainings soll nicht in erster Linie dem Einüben von
Verhaltensmustern dienen, sondern Teilnehmer des Simulationsspiels dazu
anregen, flexible Strategien des Verhaltens zu entwickeln, um andere Kulturen
besser zu verstehen und die möglicherweise entstehenden Konflikte
zu erkennen und zu bearbeiten. Das Simulationsspiel wurde auf der Grundlage
der von L. R. Kohls u. a. (1981) entwickelte "Developing Intercultural
Awareness" entwickelt.
Die Teilnehmer müssen in eine Situation versetzt werden, in der
spontane Interaktion möglich ist, so daß bestimmte Verhaltensmuster
trainiert werden können. Das Spiel muß den Studenten erlauben,
einige der Gefühle zu erleben, die auftreten können, wenn man
unter Zeitdruck eine Aufgabe mit Kommilitonen ausführen muß.
Das Grundkonzept des Simulationsspiels besteht darin, daß eine Gruppe
der Studenten die eine Kultur, die zweite Gruppe eine andere Kulltur vertritt
und beide sich verständigen müssen.
Ausgangssituation
"Minoriten" und "Majoriten" leben im gleichen Land. Die Minoriten leben
in Dörfern. Sie beschäftigen sich mit Landwirtschaft und haben
großen Landbesitz. Die Majoriten leben in der Stadt. Ihr Territorium
ist dicht bevölkert. Sie wollen die Minoriten um die Erlaubnis bitten,
auf deren Territorium eine Ferienkolonie bauen zu dürfen. Diese Ferienkolonie
soll für ca. 300 Majoriten bestimmt sein. Das Spiel beginnt mit dem
ersten Treffen von Delegationen beider Gruppen, die in Verhandlungen über
die Möglichkeit der Einrichtung einer Ferienkolonie eintreten.
Spielablauf
Jede der beiden Gruppen sollte aus 3-7 Studenten bestehen. Während
der Vorbereitung auf die Verhandlungen dürfen die Gruppen einander
nicht sehen und hören, da sie wechselseitig nicht über die kulturellen
Wertorientierungen der jeweils anderen Gruppe informiert sein dürfen.
Jede Gruppe bekommt eine schriftliche Aufgabe und Zeit, um die Instruktionen
zu lesen und sich grundsätzliche Überlegungen über ihr Vorgehen
zu machen.
Spielanleitung für die Minoriten
Die Minoriten wohnen in einem Dorf, beschäftigen sich mit Landwirtschaft
und haben großen Landbesitz. Die Umgebung ist sehr malerisch. Sie
haben einen Brief von den Majoriten bekommen, in dem steht, daß sie
in ihrer Gegend eine Ferienkolonie einrichten möchten. Die Ankunft
der Majoriten, die in einer Großstadt wohnen, steht bevor. Sie haben
geschrieben, daß sie die Minoriten um die Erlaubnis bitten wollen,
nicht weit von ihrem Dorf entfernt eine Ferienkolonie bauen zu dürfen.
Sozialverhalten und Kulturstandards der Minoriten: Die Minoriten
berühren sich immer, wenn sie miteinander sprechen. Selbst wenn sie
aneinander vorbeigehen, berühren sie sich kurz. Sich nicht zu berühren
bedeutet: Ich mag dich nicht.
Der traditionelle Gruß ist eine Verbeugung mit gekreuzten Händen
auf der Brust. Einem Minoriten die Hand entgegenzustrecken, gilt ebenfalls
als Zeichen der Erniedrigung. Auf diese Beleidigung reagieren die Minoriten
mit Worten und Gesten, die sie verbal und non-verbal ausdrücken, daß
es keinen Grund gab, sie in dieser Art und Weise zu erniedrigen.
Die Frauen müssen bei den Verhandlungen schweigen. Ihre Pflicht
besteht darin, daß sie immer Wasser (Mineralwasser, Limonade) in
die Gläser nachfüllen müssen. Sie sind sehr bescheiden gekleidet.
Möglichst alle Körperteile müssen bedeckt sein, darum tragen
sie Handschuhe.
Die Männer tragen Hüte während des offiziellen Treffens.
In der Sprache der Minoriten gibt es keine Fremdwörter, die meisten
Sätze sind sehr einfach. Die Minoriten (Männer) sprechen nicht
mit fremden Frauen, deshalb auch nicht mit den weiblichen Mitgliedern der
Majoriten-Delegation.
Sie benutzen nie das Wort "nein". Sie haben in der Delegation einen
Wortführer. Die anderen Männer unterstützen immer seine
Position. Sie lassen sich viel Zeit für das Überlegen und sprechen
sehr langsam.
Das Ziel der Minoriten für die Verhandlungen besteht darin, erst
einmal abzuwarten und keinesfalls schon zu einer Entscheidung zu gelangen.
Spielanleitung für die Majoriten
Die Majoriten leben in einer Großstadt. Es gibt dort viele Betriebe,
in denen die Majoriten arbeiten. Sie haben einen Brief an die Minoriten
geschrieben, in dem sie um die Erlaubnis bitten, nicht weit vom Dorf, in
dem die Minoriten wohnen, eine Ferienkolonie für ca. 300 Majoriten
bauen zu dürfen.
Die Umgebung ist dort sehr malerisch und die Minoriten haben ausreichend
Land dafür.
Die Majoriten kommen in dieses Dorf, um Verhandlungen mit den Minoriten
durchzuführen.
Sozialverhalten und Kulturstandards der Majoriten: Majoriten
begrüßen einander und die Fremden, indem sie zum Gruß
die Hände ausstrecken.
Auch Frauen sind Mitglieder ihrer Delegation. Sie sind ganz verschieden
gekleidet. Es gibt keine besonderen Kleidungsvorschriften. Allerdings ist
es unhöflich, wenn die Männer während der Verhandlung Hüte
aufbehalten.
Die Sprache der Majoriten enthält sehr viele Fremdwörter.
Die meisten Sätze sind kompliziert gebaut. Die Majoriten sprechen
während der Verhandlungen miteinander, wobei sie verschiedene Meinungen
ausdrücken dürfen.
Die Majoriten haben es immer eilig, sprechen sehr schnell und möchten
in kürzester Zeit die Verhandlungen beenden.
Anleitung für den Spielleiter
Sollten die Verhandlungen in etwa 30 Minuten zu keinem Erfolg führen,
wird das Simulationsspiel abgebrochen.
Aufgabe des Spielleiters ist es
-
bei der Einteilung in die beiden Gruppen zu helfen,
-
die Spielmaterialien auszuteilen,
-
kurz in die Situation einzuführen,
-
darauf zu achten, daß die Gruppen vor den Verhandlungen nicht kommunizieren,
-
zu sichern, daß sich die Gruppen ihren Kulturstandards entsprechend
verhalten,
-
die Auswertungsdiskussion zu moderieren
-
und die Ergebnisse zu sichern.
Auswertung
In einer Diskussion, an der sich alle Teilnehmer beteiligen sollen,
werden die Gefühle und Erfahrungen ausgewertet. Dabei sollten die
folgenden Punkte besprochen werden, die vom Moderator gegebenenfalls einzubringen
sind:
Feedback 1: Die Kultur der anderen
1. Was haben Sie über die Kultur der anderen gelernt?
2. War es schwierig, sich in die jeweilige Rolle zu finden?
3. Welche Gefühle lösten die einzelnen Rollen aus?
4. Gelang es Ihnen, die andere Kultur zu entschlüsseln?
Feedback 2: Konflikterfahrungen
1. Wodurch ergaben sich welche Konflikte?
2. Wie könnten Konflikte bearbeitet werden?
3. Lassen sich diese Erfahrungen auf das Zusammenleben mit anderen
Kulturen übertragen?
4. Wenn ja, mit welchen Konsequenzen?
9. NOTIZEN ZUM KURS NR. 6
"ERKUNDUNGEN"
LERNAUFGABEN FÜR ERKUNDUNGEN
UND ANDERE LERNFORMEN
BEGRIFF DER ERKUNDUNG
Bei Erkundungen "begeben sich Lerner in natürliche Umwelten oder Institutionen
zur Beobachtung und Datenerhebung, um Zusammenhänge zu überschauen
sowie um Interessen und Standpunkte zu gewinnen" (FLECHSIG 1991, S. 33).
Lernaufgabe 1:
Teilen Sie sich Ihren Interessen entsprechend in zwei Gruppen auf.
Eine Gruppe begibt sich zur Erkundung in eine orthodoxe Kirche, die zweite
in eine Moschee. Jede Gruppe plant für sich die Erkundung und bereitet
sich entsprechend darauf vor. Die einzelnen Gruppenmitglieder bemühen
sich, bei der Erkundung Beobachtungen zu folgenden Punkten zu machen:
- Gliederung des Raums,
- sakrale Objekte,
- Geruch,
- Töne und Geräusche,
- Verhalten der Menschen,
- Rollen der anwesenden Menschen,
- Kommunikationsformen.
Erstellen Sie anschließend einen gemeinsamen Erkundungsbericht,
den Sie dann in der Gesamtgruppe vortragen und diskutieren.
Lernaufgabe 2:
Gehen Sie in eine Bibliothek und erstellen Sie eine Bibliographie der
dort vorhandenen Texte, die in das Christentum einführen (eine zweite
Gruppe erstellt eine Bibliographie der vorhandenen Texte, die in den Islam
einführen).
Lernaufgabe 3:
Bilden Sie fünf Arbeitsgruppen, die sich darum bemühen, Informationen
zu beschaffen, um ein Kurzreferat zu folgenden Themen zu erstellen:
1. Entstehung des Christentums
2. Entstehung des Islams
3. Prozentanteile der christlichen und der islamischen Bevölkerung
Rußlands
4. Die wichtigen Feste im Islam
5. Die wichtigen Feste im orthodoxen Christentum
Lernaufgabe 4:
Interviewen Sie einen orthodoxen Christen/eine orthodoxe Christin und
fragen Sie ihn/sie nach seiner/ihrer religiösen Praxis. Dazu gehören
im besonderen Fragen nach
- der Häufigkeit seines/ihres Kirchenbesuchs,
- seine/ihre Erfahrungen mit den wichtigen kirchlichen Festen,
- seinen/ihren Familienmitgliedern und deren religiöser Praxis
(Eltern, Kinder),
- dem Alter seiner/ihrer Glaubensgenossen,
- seinen/ihren Vorstellungen von der zukünftigen Entwicklung seiner
Kirche.
Lernaufgabe 5:
Besuchen Sie individuell eine deutsche, eine russische, eine kasachische,
eine baschkirische und eine tatarische Familie Ihrer Wahl und führen
Sie dort eine Beobachtung durch, bei der Sie auf folgende Punkte achten:
- Wohnungsgröße,
- Wohnungseinrichtung,
- Objekte und Geräte,
- Wohnungsschmuck,
- Beleuchtung.
Führen Sie sodann ein Interview durch und stellen Sie dabei Fragen
- nach dem Tagesablauf der Familie,
- nach ihren bevorzugten Speisen,
- nach ihrer Festkleidung,
- nach der Rolle der Frau,
- nach den Feiertagen und nach den Feiern in der Familie.
Erstellen Sie sodann einen Erkundungsbericht (Formular) in schriftlicher
Form und präsentieren Sie die Ergebnisse Ihrer Erkundung in der Gesamtgruppe.
10. NOTIZEN ZUM KURS NR. 7
"ORGANISATION VON KULTURAUSTAUSCH"
Im Kurs Nr. 7 sollen Kompetenzen zur Organisation von Kulturaustausch angeeignet
werden. Hierfür wurde eine Gliederung nach Grundoperationen und Teiloperationen
vorgenommen, die Absolventen des Kurses später durchführen sollen:
-
Vorbereitung
-
Initiativen
-
Grundidee
-
Kontakte
-
Träger
-
Organisationsstruktur
-
Finanzierung
-
Antragstellung
-
Vertragsabschlüsse
-
Entwurf
-
Kontextanalyse
-
Zielsetzungen
-
Einzelmaßnahmen
-
Evaluierungskonzept
-
Umsetzungskonzept
-
Umsetzungsplanung
-
Verantwortlichkeiten
-
Zielkatalog
-
Maßnahmen-Beschreibung
-
Verantwortlichkeiten
-
Zeitplanung
-
Ressourcen-Planung
-
Flankierende Maßnahmen
-
Begleitforschung
-
Instrumentierung
-
Personalrekrutierung (Teilnehmer, Mitarbeiter)
-
Training (von Mitarbeitern)
-
Einweisung (der Mitarbeiter)
-
Arbeitsplatzbeschreibungen (für Mitarbeiter)
-
Arbeitsanleitungen (für Lernhelfer)
-
Lernkontrakte
-
Lernmaterialien
-
Lernaufgaben
-
Orientierungsetxte
-
Ressourcen
-
Tests
-
Zertifikate
-
Durchführung
-
Kursmanagement
-
Raum-Management
-
Zeitmanagement
-
Ressourcen-Management
-
Führung
-
Hausrecht
-
Gruppierung
-
Software-Management
-
Lernberatung
-
Lernerfolgskontrolle
-
Ergebnissicherung
-
Organisationskultur
-
Partizipationssicherung & Identitätsbildung
-
"Talent-Suche"
-
Gruppenklima & Konfliktregelung
-
"Spielregeln", Offenheit & Pünktlichkeit
-
Geselligkeit
-
"Diätetik"
-
Sanktionen
-
Kommunikation
-
Teilnehmer-Kommunikation (Schwarzes Brett, Kurstagebuch & Ansagen)
-
Partner-Kommunikation
-
Träger-Kommunikation
-
Institutskontakte
-
Praxiskontakte
-
Öffentlichkeitsarbeit
-
Qualitätskontrolle (Controlling)
-
Supervision
-
Teilnehmer-Kritik
-
Abnehmer-Befragung
-
Verbleibsstudien
-
Kurstagebuch-Führung
-
Format
-
Termine
-
Datenschutz
-
Dokumentation
-
Verantwortlichkeit
-
Standorte
-
Klassifikation
-
Formate
-
Ablage
-
Zugriff
-
Evaluierung (Auswertung)
-
Prozeßevaluierung
-
Produktevaluierung
-
Wirkungsevaluierung
-
Berichterstattung
-
Adressaten (Träger, Mitarbeiter, Öffentlichkeit)
-
Redaktion
-
Vereinbarungen
-
Formate
-
Verteilung
-
Ergebnissicherung
-
Analysen
-
Revision
-
Replikation
-
Transfer
Für jede Grundoperation sollten eingerichtet werden:
-
eine Titel-Tafel (1 000 000, 2 000 000, 3 000 000 usw.)
-
eine Tafel "Einführung" (Typ 1c) (1 000 010, 2 000 010 etc.) und
-
eine Verzweigungs-Tafel (Typ 3a) (1 000 999, 2 000 999 etc.)
Für jede Teiloperation sollten eingerichtet werden:
-
eine Einführungs-Tafel (Typ 1c) (1 100 000, 1 200 000, 1 300 000 etc.
-
und eine Feld-Tafel (Typ 2a) (1 100 010, 1 200 010, etc.)
Das Lexikon sollte wie folgt gegliedert werden:
-
Grundbegriffe
-
Verfahren
-
Einzelmaßnahmen
-
Projektdokumentation
-
Adressen
-
Vereinbarungen
-
Studienmaterialien
-
Übungsunterlagen
-
Arbeitshandbuch
Sekundärliteratur sollte in eine Gesamtbibliographie eingegeben und
unter "Grundbegriffe" bzw. "Verfahren" als "Quellen" eingegeben werden.