Frühere Lehrveranstaltungen

 

SS 2003

 

Vorlesungen

 

Prof. Dr. Hermann Wellenreuther
Die Amerikanische Revolution, 1775-1783

Für die Menschen nach dem 2. Weltkrieg ist es leichter, die Amerikanische Revolution als ein Ereignis der Weltgeschichte zu begreifen als für jene der Zeit davor, die gewohnt waren, Politik ausschließlich als Politik der europäischen Mächte zu denken. Für viele Amerikaner heute wiederum hat die Geschichte der Amerikanischen Revolution eine andere Aktualität: Sie ist die Geburtsstunde der, so ihre Überzeugung, freiheitlichsten Demokratie der westlichen Welt; diese Geburtsstunde war auch, so sahen es die zeitgenössischen Verteidiger der englischen Politik, die Stunde nicht nur von Revolutionären, sondern auch von Terroristen. In der Vorlesung sollen diese unterschiedlichen Aspekte – Zukunftserwartungen der Revolutionäre, Schaffung freiheitlicher Verfassungen, neue Vorstellung von Mächtepolitik, Verwirklichung des revolutionären Konzeptes eines souveränen Volkes als Quelle aller Macht – ebenso wie der Krieg zwischen Armeen, zwischen Milizen und zwischen indianischen Stämmen und weißen Siedlern – dargestellt werden.

Literatur:
Zur Vorgeschichte Hermann WELLENREUTHER, Ausbildung und Neubildung. Die Geschichte Nordamerikas vom Ausgang des 17. Jahrhunderts bis zum Ausbruch der Amerikanischen Revolution 1775 (= Geschichte Nordamerikas in atlantischer Perspektive von den Anfängen bis zur Gegenwart. Eine Darstellung in sieben Bänden, hrsg. N. FINZSCH, U. LEHMKUHL, H. WELLENREUTHER, Bd. 2), Pp. 794, Münster und Hamburg, 2002; Horst DIPPEL, Die Amerikanische Revolution, 1763 – 1787, Frankfurt a. M., 1985; Robert MIDDLEKAUFF, The Glorious Cause. The American Revolution, 1763-1789 (= The Oxford History of the United States, Bd. 2), New York 1982.
 

Prof. Dr. Claudia Schnurmann
Geschichte der USA, 18.-20. Jahrhundert

 
Die Gründung der USA war kein jähes Ereignis, sondern stand in einem atlantischen Kontext und besaß eine lange Vorlaufphase, die in das 17. Jahrhundert zurückreicht. In dieser Vorlesung geht es nicht primär um einen Abriß der Ereignisgeschichte, d.h. Vorstellung von Fakten wie French & Indian War, Boston Tea Party bis hin zur Jacksonian Democracy, Civil War, Gilded Age oder dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg auf der Seite Großbritanniens – Interessenten seien auf die unten genannte Literatur verwiesen. Vielmehr zielt die Vorlesung über die Beschreibung der Fakten hinaus auf die Vermittlung von Verständnis für grundlegende Strukturen, Kontinuitäten und Brüche, Mentalitäten und Besonderheiten der USA; wie stand es z.B. um interne Machtkonstellationen zwischen politischen Gruppierungen und Parteien, wie um die Beziehungen zwischen den Geschlechtern, Bund und Einzelstaaten, Stadt und Land, Minderheiten und Ethnien oder die Außenbeziehungen der USA als einem Bestandteil dessen, was die aktuelle internationale Historiographie mit dem Begriff Atlantische Geschichte bezeichnet? Die USA werden nicht isoliert betrachtet – ein Akzent soll auf den Interdependenzen wirtschaftlicher, sozialer, religiöser und kultureller Art liegen, womit Europa, die Karibik, Afrika und Südamerika in das Blickfeld rücken.

Literatur:
Hans R. Guggisberg, Geschichte der USA. 4.Aufl. Stuttgart 2002; Horst Dippel, Geschichte der USA, 3. Aufl. München 1999; Jürgen Heideking, Geschichte der USA, Tübingen 1996; Paul Johnson, A History of the American People, New York 1997; Hugh Brogan, The Penguin History of the United States of America, 2. Aufl. London 1999

Zurück zum Seitenanfang

Proseminare

Dr. Frauke Geyken

Man sieht nur, was man weiss!
Reiseberichte vom 17.-19. Jahrhundert

Reiseberichte sind eine sehr ergiebige Quelle. Zunächst scheinen sie uns einen Eindruck von fremden Ländern zu vermitteln, geben sich als Abbild der Realität aus. Aber schon die Frage, wer schreibt und zu welchem Zweck, erweitert unseren Erkenntnishorizont erheblich. Ist es ein Pilger, ein Entdecker, ein Kavalier auf seiner Grand Tour, ist es ein Tourist – oder gar eine Frau? Was halten die Reisenden für buchstäblich merkwürdig? Was legen sie uns – den lesenden und forschenden armchair travellers – vor und kann uns ihre Art der Darstellung auch etwas über sie selbst verraten? Was wird berichtet und vor allem: was fehlt? Ist es ein Bericht, der seinem Leser eher praktische Hinweise an die Hand geben will? Oder ist es eine sentimental journey, auf der Leser und Leserin sehr wenig über die Reise, aber sehr viel über den Reisenden erfahren?
Dies ist nur ein Bruchteil der möglichen Fragen, die in intensiver Quellenarbeit diskutiert werden sollen. Ein Großteil der Quellen wird in englischer Sprache vorgelegt.

Literatur:
Michael Maurer, Reiseberichte. In: Ders. (Hg.), Aufriß der Historischen Wissenschaften in sieben Bänden, Bd. 4 Quellen, Stuttgart 2002, S. 324-348.
Maczak, Antoni, Teuteberg, Hans Jürgen (Hgg.), Reiseberichte als Quellen europäischer Kulturgeschichte: Aufgaben und Möglichkeiten der historischen Reiseforschung (Wolfenbütteler Forschungen 21), Wolfenbüttel 1982.

Zurück zum Seitenanfang

Seminare für fortgeschrittene Anfänger/Lektürekurse

 

Prof. Dr. Hermann Wellenreuther

Die Freunde Amerikas in England, 1774-1776

Ziel des SfA ist es, in die Arbeitsweisen, Methoden und Probleme der frühneuzeitlichen Geschichte einzuführen. Dies soll anhand der Untersuchung der kleinen Schar von Engländern geschehen, die 1774 – 1776 die Forderungen der amerikanischen Kolonien gegenüber England unterstützten und damit zugleich zu den heftigsten Kritikern der Amerikapolitik der englischen Regierung gehörten. Zu den Anforderungen des Proseminars gehört die Erstellung einer Bibliographie, verfassen einer kleinen Hausarbeit und eine Abschlußklausur.

Literatur:
Siehe die Literatur zur Vorlesung und speziell: Bernard DONOUGHUE, British Politics and the American Revolution. The Path to War, 1773-1775, London 1964; P. D. G. THOMAS, Tea Party to Independence. The Third Phase of the American Revolution, 1773-1776, Oxford 1991.

Dr. Frauke Geyken

Von der Kunstkammer zum K 21

K 21 ist der Name des neuen Kunstmuseums der Stadt Düsseldorf, in dem die Kunst des 21. Jahrhunderts gezeigt werden soll. Endpunkt einer Entwicklung fürstlicher Sammeltätigkeit, die alles, was den Makrokosmos ausmacht im Mikrokosmos einer Naturalien-, Kunst- oder Kuriositätenkammer vereinen will? Oder Ausgangspunkt einer Museumskonzeption für das neue Jahrtausend? Auf welcher Basis steht ein Museum des 21. Jahrhunderts? Woher kommt es? Wo liegen die Ursprünge und wie verlief die Entwicklung von der Kunstkammer zum K 21?
Im Seminar soll dieser Frage nachgegangen werden. Wir befassen uns zunächst mit den Anfängen des gezielten Sammelns im 17. und 18. Jahrhundert. Eine der ältesten und umfangreichsten Sammlungen, die gerade erst in einer neuen Aufstellung der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht worden ist, ist die Schatzkunst der Landgrafen von Hessen-Kassel. Eine vollständige Wunderkammer ist im Gothaer Schloß zu besichtigen. Sie soll das Ziel der Exkursion sein.
Im Anschluß an diesen fürstlichen Exkurs soll die Entstehung und Verbreitung des Museums im 19. Jahrhundert betrachtet werden. Was bedeutet hier Museum? Was ist seine Funktion? In welchem Kontext ist es entstanden und mit welchem Ziel?

Literatur:
Jan Gerchow, Museen.
In: Michael Maurer (Hg.), Aufriss der Historischen Wissenschaften in sieben Bänden, Band 6: Institutionen, Stuttgart 2002, S. 315-400.
Jörn Rüsen, Was ist Geschichtskultur? Überlegungen zu einer neuen Art, über Geschichte nachzudenken. In: Klaus Füßmann, Heinrich Theodor Grütter, Jörn Rüsen (Hgg.), Historische Faszination. Geschichtskultur heute, Köln, Weimar, Wien 1994, S. 3- 26.
Heinrich Theodor Grütter, Die Präsentation der Vergangenheit. Zur Darstellung von Geschichte in historischen Museen und Ausstellungen. Ebd., S. 173-188.

Zurück zum Seitenanfang

Hauptseminare

 

Prof. Dr. Hermann Wellenreuther

“Enemy of Liberty“ oder „Defender of American Liberties“: Die Aufteilung der kolonialen Bevölkerung in Gegner und Verteidiger Englands und kolonialer Rechte

Wie wurden die Bewohner der englischen Kolonien zu Revolutionären? Wie war die revolutionäre Bewegung organisiert? Wie wurde zwischen Anhängern revolutionären Gedankenguts und Anhängern und Verteidigern der englischen Politik unterschieden? Welche Rolle spielte dabei die Öffentlichkeit? Im Seminar sollen aufgrund von Analysen der Protokolle der sog. Committee of Inspection and Observation und der kolonialen Zeitungen diese Fragen für die Jahre 1775 bis 1776 beleuchtet werden. Neben den genannten Fragen wird vor allem der Prozeß der Ausgrenzung der Anhänger Englands und die Problematik des Treueeides eine wichtige Rolle spielen. Der Seminarplan kann ab 1. Februar 2003 unter der Homepage des Lehrstuhls und bei Frau Steneberg (Zimmer 13.14) eingesehen werden. Ab diesem Zeitpunkt sind Anmeldungen möglich.

Literatur: Zum zentralen Thema des Seminars gibt es keine neuere Forschungsliteratur, wohl aber zu Loyalisten, und Revolutionären. Einführende Literatur ist bei der Ankündigung der Vorlesung genannt. Marion BREUNIG, Die Amerikanische Revolution als Bürgerkrieg, = Studien zur Geschichte, Politik und Gesellschaft Nordamerikas, Bd. 9, Münster 1998; Wallace BROWN, The good Americans. The Loyalists in the American Revolution, New York 1969; Pauline MAIER, From Resistance to Revolution. Colonial Radicals and the Development of American Opposition to Britain, 1765-1776, New York 1972; Bernard BAILYN, John B. HENCH, Hrsg., The Press & the American Revolution, Worcester, MA 1980.

An Quellen stehen im Mittelpunkt der Sitzungen die Zeitungen, die 1775-1783 in den Kolonien/Einzelstaaten erschienen, und die als Mikrofilme und Mikrofiche in der SUB in einem Semesterapparat ab dem 15. Februar bereitgestellt werden. Wichtige weitere Quellen wie die Journals of the Continental Congress, gedruckte Quellen zur Entwicklung in den Kolonien/ Einzelstaaten werden gleichfalls in den Apparat eingestellt. Von der Sekundärliteratur werden nur einige grundsätzliche Arbeiten in den Apparat aufgenommen; die Teilnehmer müssen die andere relevante Forschungsliteratur und Quellen (vor allem auch Tagebücher etc.) bibliographisch selbständig erfassen.  

Prof. Dr. Claudia Schnurmann

Land und Landschaft in den USA, 18.-20. Jahrhundert

Land war und ist ein wesentlicher Teil für Legitimation, Identität, Selbstverständnis und Selbstdarstellung der USA und ihrer Bürger, allen voran Politiker, die sich in Wahlkämpfen gerne als Farmer oder cooler Cowboy präsentieren. Nicht nur kreisten die zentralen Themen der Politik – Sklaverei, Indianerpolitik, Infrastruktur – und der nationalen Ideologie – manifest destiny – um konkretes Land, dessen Besitz, Vereinnahmung und Nutzung, auch Kunst und Kultur, Werbung, Tourismus und die Anfänge einer Freizeitindustrie beschäftigten sich mit Land und verwandelten es in All-American Landschaften und in Vehikel nationaler Identität, von Pathos und Machtansprüchen.
Angesichts der Breite des Themas beschränken sich die im Seminar und bei Referaten/Hausarbeiten benutzten Materialien nicht allein auf schriftliche Quellen (z.B. Akten, Rechtstexte, Reisebeschreibungen von John Melish, Fanny Trollope oder Charles Dickens, Literatur von William Byrd, Washington Irving, Mark Twain  oder Henry James) oder statistische Daten; auch Produkte der Malerei, Musik, Alltagskultur wie Werbung, Karten, Umweltschutz, Gartenbau und das National Park system, Photographien oder Filme sollen Berücksichtigung finden, d.h. die Studierenden sollten offen für unterschiedliche Medien, Quellengattungen und interdisziplinäres Arbeiten sein.
Neben der Bereitschaft zur Beschäftigung mit der englischen Sprache und einer breiten Quellenpalette werden regelmäßige Teilnahme, aktive Mitarbeit, ein Referat/Essay (Teilnahmeschein) bzw. ein Referat/schriftliche Hausarbeit (Leistungsschein) verlangt.

Literatur:
Hans R. Guggisberg, Geschichte der USA. 4.Aufl. Stuttgart 2002; Horst Dippel, Geschichte der USA, 3.
Aufl. München 1999; Jürgen Heideking, Geschichte der USA, Tübingen 1996; Paul Johnson, A History of the American People, New York 1997; Hugh Brogan, The Penguin History of the United States of America, 2. Aufl. London 1999, sowie Definitionen von “Land” und “Landschaft/landscape” in den einschlägigen deutschen, englischen und amerikanischen Lexika und Enzyklopädien.
 

Zurück zum Seitenanfang