Header image  

International Conference
Международный научный симпозиум »Композиторы в Гулаге в годы правления Сталина«
Internationales Symposium

University of Göttingen ❘ Гёттингенский Университет ❘ Universität Göttingen

16–19 June 2010 ❘ 16-го по 19-е июня 2010 г.❘ 16.–19. Juni 2010

 
 
 

Composers in the Gulag under Stalin

 

Internationales Symposium leistet Beitrag zur Aufarbeitung der sowjetischen Musikgeschichte.



Göttingen. Das Musikwissenschaftliche Seminar der Georg-August-Universität Göttingen veranstaltet das weltweit erste Symposium zum Thema „Composers in the Gulag“. Insgesamt 22 geladene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Russland, Estland, Deutschland und den USA referieren und diskutieren vom 16. – 19. Juni 2010 im Tagungszentrum an der Historischen Sternwarte Ergebnisse der bislang geleisteten Forschungen.

Heute, 25 Jahre nach Beginn der Perestroika, verzeichnet die Wissenschaft große Fortschritte in der Aufarbeitung der Geschichte sowjetischer Zwangsarbeitslager. Bereits seit Ende der 1990er-Jahre konzentriert sich die Forschung nicht mehr nur auf die statistischen Angaben, sondern auch auf die vielschichtige, komplexe und durch zahlreiche Phänomene gekennzeichnete Lagerwelt. Untersuchungen über Musiker im Allgemeinen und Komponisten im Besonderen fehlen jedoch, obwohl diese von der Lagerhaft nicht weniger betroffen waren als andere Berufsgruppen.

Ein besonders interessanter Gegenstand für die Musikwissenschaft sind inhaftierte Komponisten und ihr kulturelles Schaffen vor, während und nach der Lagerhaft – sie sind die Urheber neuer Musik.
Bisherige Untersuchungen über inhaftierte Angehörige anderer Berufsfelder belegen, welches Potenzial den jeweiligen Künsten und Wissenschaften durch die Inhaftierungen entzogen wurde und wie sie sich möglicherweise ohne diesen Verlust hätten entwickeln können. Dies ist auch für die Musik zu leisten, um die bisherige Forschung über Musik in der Sowjetunion zu vervollständigen sowie zur Diskussion des Gulags und des sowjetischen Totalitarismus im Allgemeinen beizutragen.
Das Ziel des Symposiums „Composers in the Gulag under Stalin“ ist es, mit der Behebung des geschilderten Forschungsdesiderats in der Musikwissenschaft zu beginnen.

Den Auftakt des Symposiums bildet am 16. Juni die Eröffnung im Grünen Saal der Historischen Sternwarte mit einem Werk des ehemals inhaftierten Komponisten Matwei Pawlow-Asantschejew und der Uraufführung „Mein Geliebter mit der Nummer 632…“ – Drei Lieder aus dem Gulag – verbunden mit Variationen über ein Thema von Wladislaw Solotarjow von Kurt Hopstein.

Der Einführungsvortrag von Galina Iwanowa am 17. Juni wird dazu dienen, das Thema des Symposiums in die aktuelle Forschung über den Gulag einzuordnen. Die Sektionen am Vor- und Nachmittag werden sowohl die Rahmenbedingungen, die das Schaffen der inhaftierten Komponistinnen und Komponisten in der Sowjetunion vor und nach der Haft bestimmten, thematisieren als auch die Lebensbedingungen für Künstler während der Haft betrachten.

Die dritte Sektion des Symposiums erstreckt sich über zwei Tage. Sowohl am 18. als auch am 19. Juni liegt der Schwerpunkt auf Einzelschicksalen inhaftierter Komponisten und Musiker.

Die Konzerte am 17. und 18. Juni lassen die – in der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannten – Werke inhaftierter Komponisten wieder lebendig werden. Der renommierte Pianist Jascha Nemtsov wird Werke von Mieczysław Weinberg, Alexander Weprik, Alexander Mossolow und Wsewolod Saderazki aufführen.
In der Musikszene noch als Geheimtipp gehandelt gilt der russische Jazz-Schlager. Das exquisite Repertoire wird dem interessierten Publikum jedoch nicht länger vorenthalten. Am Abend des 18. Juni präsentiert Dmitri Dragilew mit seiner Band „The Swinging Partysans“ Kompositionen von Alexander Warlamow und Wadim Kosin. Als Höhepunkt widmet sich dieser Abend Werken von Eddie Rosner, dem legendären Trompeter, Komponisten und Bandleader, der die russische Jazzszene nachhaltig prägte.

Darüber hinaus erwarten die Teilnehmenden interessante Diskussionsrunden, die den Stand der musikalischen Forschung ergänzen und weitergehende Forschungen auf diesem Gebiet anregen werden.



 
      © Musikwissenschaftliches Seminar der Georg-August-Universität Göttingen  

Letzte Änderung: 12.02.2010