Universität Göttingen
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Corpus Vasorum Antiquorum, Göttingen Band 3

Prof. Dr. Norbert Eschbach

Bislang geben - neben alten Inventaren und einigen älteren Publikationen - zwei Bände des internationalen Corpus Vasorum Antiquorum, kurz "CVA", Auskunft über die Originalbestände antiker Keramik in der Sammlung des Archäologischen Instituts der Georg-August- Universität Göttingen. Im Juli 2006 wurde die Bearbeitung der schwarzfigurigen Gefäße und Fragmente abgeschlossen, der Band ist im Juni 2007 erschienen. Er umfaßt 234 Gefäße, größere Fragmentgruppen und Einzelfragmente; nur ein geringer Teil davon war bisher der Forschung zugänglich.

Umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen, durchgeführt von der Restauratorin Jorun Ruppel, begleiteten die Bearbeitung und förderten einige Überraschungen zutage (s. Abb. 1).

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Abb. 1 
Zustand vor der
Restaurierung
(Photo N. Eschbach)

Zahlreiche teils anpassende Fragmente von der Vorderseite einer Bauchamphora waren in einem dicken Gipsmantel zusammen mit einer nicht zugehörigen B-Seite verbunden (s. CVA Göttingen [3] Taf. 1, 3 (Inv. K 200) und Taf. 3, 3 (Inv. K 201). Nach Trennung und Reinigung konnten zahlreiche weitere Fragmente hinzugefügt und eine zweite Fragmentgruppe mit der B-Seite des Gefäßes hinzugefügt werden (s. CVA Taf. 2). 
Die vervollständigte A-Seite s. Abb. 2.

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Abb. 2:  Die restaurierte A-Seite
 
        Inv. K 200, Bauchamphora, Fragmente
        Aus 76 teils anpassenden Fragmenten zusammengesetzt (A/B)
        Aus Orvieto, erworben um 1900 von K. Dilthey bei R. Mancini
        A: Kriegerausfahrt im Viergespann in Seitenansicht nach rechts
        Mastos - Maler, um 530-520 v. Chr.
        CVA Göttingen (3) Taf. 1, 1-3; 2, 1-6; Beilage 1, 1
        Photo: Stephan Eckardt


Eine Halsamphora der Standardform (Inv. K 211) wurde komplett zerlegt, von brüchigen Ergänzungen und übergipsten Partien befreit und neu aufgebaut (s. CVA Göttingen [3] Taf. 10, 2). Dabei fanden sich - neben weiteren zugehörigen Fragmenten - lang 'vermißte' Inventarschildchen auf den Rückseiten einiger Scherben, die Fundort und Herkunft sichern: Die Scherben der Amphora wurden um 1900 gemeinsam mit einem größeren Kontingent von K. Dilthey bei R. Mancini in Orvieto erworben (s. Abb. 3).

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Abb. 3:  Die Scherben nach der Reinigung, vor der Montage

        Inv. K 211, Halsamphora der Standardform, Fragmente
        Aus 71 teils anpassenden Fragmenten zusammengesetzt (A/B)
        Aus Orvieto, erworben um 1900 von K. Dilthey bei R. Mancini
        A: Kriegerabschied
        B: Wendendes Viergespann überfährt einen stürzenden Hopliten
        Maler von Cambridge 51, um 520 v. Chr.
        CVA Göttingen (3) Taf. 10, 2; 12, 1-2; 15, 3-4; Beilage 2, 1
        Photo: Stephan Eckardt


Während der sorgfältigen Instandsetzung fielen an zahlreichen Fragmenten und Fragmentgruppen Bruchflächen mit Spuren älterer Klebungen (mit Schellack) und mitunter auch Paßmarkierungen auf den Innenseiten der Scherben auf, für die es im Bestand der Vasensammlung keine zugehörigen Fragmente gab. In einigen Fällen konnten die zugehörigen Teile in anderen Sammlungen entdeckt werden; ein schönes Beispiel bietet
Abb. 4.

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    Abb. 4:  Inv. K 376, Augenschale (Typ A), Fragmente (ober Hälfte), und:
            Rom, Museo Nazionale di Villa Giulia, Inv. 79523 (untere Hälfte)
            Aus fünf (und sieben) Fragmenten zusammengesetzt
            Göttingen: Kunsthandel Rom, P. Hartwig (1897)
            Rom, Villa Giulia: Sammlung Castellani
            A / B: Zwischen Augen führt ein bärtiger Mann einen Widder
            um 520-510 v. Chr.
            CVA Göttingen (3) Taf. 72, 1; Beilage 15, 2; 23, 1
            Photo: N. Eschbach 
     

    Literatur zur Göttinger Vasen-Sammlung:
    M. Bentz - F. Rumscheid, CVA Deutschland Bd. 58, Göttingen Bd. 1, Unteritalische Keramik (1989).
    M. Bentz - Chr. Dehl-von Kaenel, CVA Deutschland Bd. 73, Göttingen Bd. 2, Korinthische und Etruskische Keramik (2001).
    N. Eschbach, CVA Deutschland Bd. 83, Göttingen Bd. 3, Attisch-schwarzfigurige Keramik (2007)

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. N. Eschbach

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