Giftpflanzen und Giftinformationszentralen

 

 Jeder Gartenbesitzer und Pflanzenfreund hat schon einmal Bekanntschaft mit den unverträglichen Inhaltsstoffen der Pflanzen gemacht, sei es durch allergische Reaktionen bei Berührung, sei es als leichte Vergiftung nach oraler Aufnahme von Früchten, etwa von Kermesbeeren und Holunder. Eine leichte Vergiftung stellt sich oft nur als Durchfall dar und ist rasch vergessen, während Allergien sich dauerhaft manifestieren können. Das Jäten von Borretsch und seinen Verwandten, das Roden wuchernder Wolfsmilchgewächse und die zahlreichen Korbblütler wie Chrysanthemen und Sonnenblumen können zu Rötungen, Schwellungen und Hautverfärbungen führen und eine latente Allergie gegen diese Pflanzenfamilien in eine akute umwandeln. Am besten schützt man sich durch entsprechende Kleidung und Handschuhe vor solchen Komplikationen. Alle Wildpflanzen besitzen giftige Inhaltsstoffe, um sich gegen ihre Fraßfeinde zur Wehr zu setzen und es ist eine der großen kulturellen Leistungen der Menschheit, aus ihnen die weitgehend verträglichen und wertvollen Kulturpflanzen hervorgebracht zu haben, auf denen heute unsere Ernährung beruht. Doch auch Weißkohl enthält noch Senfölglykoside, Ackerbohnen Vicin und Rhabarber Oxalsäure und Glykoside, die allesamt, im Übermaß genossen, giftig sein können. Erwachsene sind deutlich weniger von Pflanzenvergiftungen betroffen als Kinder, die besonders im Alter zwischen 1 und 4 Jahren zu den Opfern zählen. Allzu oft sind es glänzende Samen (Goldregen) oder Beerenfrüchte (Tollkirsche), die  Vergiftungen hervorrufen können. Bei Kindern reichen bereits 2-4 Samen des Goldregens, um eine schwere oder sogar tödliche Vergiftung auszulösen. Die Statistik der mittlerweile bundesweit erreichbaren Giftnotrufzentralen zeigt, dass die meisten Vergiftungen durch Arzneimittel geschehen. Im Bereich der GIZ-Nord/Göttingen wurden 1999 insgesamt 22339 Vergiftungen gemeldet, davon 8355 durch Arzneimittel, 5322 durch chemische Produkte und erst an dritter Stelle 3025 Pflanzenvergiftungen. Diese Informationszentrale ist an der Universität Göttingen lokalisiert  http://www.giz-nord.de/  und dient als Ansprechpartner für Ratsuchende  im norddeutschen Raum. Die GIZ-Nord ist wie die meisten Giftinformationszentralen rund um die Uhr erreichbar (Tel: 0551/19240) und versteht sich als Ansprechpartner für alle Fragen von Vergiftungen. In den aktuellen Informationen des GIZ- Nord findet man kurze Artikel zum Goldregen, zum Khat-Genuß (Catha edulis), zu Knollenblätter- und anderen Pilzen aber auch über Salmonellen und Käse, die immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden. Gründlich werden erste Maßnahmen zur Giftentfernung vorgestellt. Weiterhin wird über Rückrufaktionen für bedenkliche Lebensmittel, über neue Erkenntnisse zu pflanzlichen Giften berichtet und Warnungen vor vergifteten Lebensmitteln werden aktuell ins Netz gestellt. Eine Sammlung von Adressen und vielen, informativen Internetquellen  runden das Angebot ab. Die meisten Anfragen fallen in die Sommermonate, wenn Früchte und Samen gegessen werden. Besonders häufig sind Vergiftungen mit Goldregen, Nachtschatten- und Wolfsmilchgewächsen, seltener Fingerhut. Engelstrompete und Stechapfel fallen unter den schweren Vergiftungen auf. Über die „Giftzentrale Nord“ oder unter http://www.med-rz.uni-sb.de/med_fak/kinderklinik/Vergiftungszentrale/vergiftungszentrale.html  ist auch die Giftinformation in Homburg an der Saar zu erreichen, die sich allerdings in bescheidener Form vorstellt. Ein ähnlich umfassendes Angebot wie Göttingen vermittelt dagegen die Homepage der Giftinformationszentrale Bonn. Zusätzlich zu Pflanzeninformationen, Erste-Hilfe-Tipps und Statistiken stehen Informationen zu Zeckenkrankheiten wie Borreliose und Hirnhautentzündung sowie über die Lebensweise der übertragenden Zecken zur Verfügung. Ein „Haushaltslexikon“ ist nach Stichworten wie Giftpflanzen, Pflanzenschutzmittel, Blumen und vieles mehr abfragbar. Eine Tabelle der wichtigsten Giftpflanzen vom „Abendländischem Lebensbaum“ bis zur „Zwergmispel“ bietet einen Zugang zu Abbildungen, Merkmalen, Vergiftungssymptomen und erste Hilfe- Maßnahmen. Eine Pilzinformationsseite informiert über essbare und giftige Pilze mit großformatigen Abbildungen, die durch Beschreibungen ergänzt werden. Sinnvoll erscheint die Gegenüberstellung wertvoller Speisepilze mit ihren unverträglichen Doppelgängern, die durchaus eine Identifizierung ermöglichen. Sehr schlicht erscheint demgegenüber die Homepage der Thüringer Giftberatung unter  http://www.thueringen.de/de/ontothetop.html#politisch/behoerdenwegweiser/gesundheit/u19/u_start.html , die lediglich einige kurze Hinweise sowie Telefonnummern und Adressen umfasst. Auf die Angabe von Notrufnummern, Erste-Hilfemaßnahmen und Kontaktadressen beschränken sich auch die Informationszentralen für Vergiftungen in Freiburg http://www.ukl.uni-freiburg.de/kinderkl/viz/homede.htm  und Nürnberg http://www.giftinformation.de . Mit umfangreicherem Angebot und ganz international in drei Sprachen präsentiert sich die Giftinformationszentrale der Universität Mainz unter http://www.giftinfo.uni-mainz.de . Neben Erste-Hilfe-Tipps und einer Liste bekannter Gegengifte gibt es zwei Indizes der Pflanzen- und Pilznamen, über die viele schöne Pflanzenaufnahmen sowie Beschreibungen, Wirksubstanzen, Giftigkeit und Therapie bei Vergiftungen abgerufen werden können. Der Jahreszeit entsprechend werden ein „Pilz des Monats“  oder eine „Pflanze des Monats“ vorgestellt, die ebenfalls dem Kreis der Giftpflanzen angehören. Eigene Erfahrungen des Zentrums über die Gefährlichkeit verschiedener Pflanzen sind in der „Mainzer Pflanzenliste“ anhand der Gefährlichkeitsgrade von „gering“ bis „erheblich“ zusammengefasst. Eine Besonderheit bietet die Giftinformationszentrale in München http://www.toxinfo.org/about/giz.html mit ihrem Verzeichnis der „Gifttiere“.  Eine Datenbank mit Stichwortsuche informiert ausführlich über Vorkommen, Toxizität, Therapie und Literatur von Schlangen, Skorpionen, Spinnen, Quallen, Kegelschnecken und Fischen. Die Datenbank ist eine wahre Fundgrube an Informationen und umfasst auch eine Bildergalerie, in der man sich beim Betrachten von giftigen Spinnen  oder Skorpionen http://www.toxinfo.org/tier/galerie.html so richtig schön gruseln kann. Gute Abbildungen und eine Menge Informationen kennzeichnen die Pilzdatenbank mit Querverweisen per Mausklick zu bekannten Verwechslungsmöglichkeiten bei ähnlichen Pilzen. Giftpflanzen wird man in München allerdings vergeblich suchen, die Schwerpunkte liegen auf Pilz-, Arzneimittel-, Schwermetall-, Pflanzenschutzmittel- und Drogenvergiftungen. Dafür bietet die Universität Zürich eine Giftpflanzendatenbank http://www-vetpharm.unizh.ch/giftdb/giftf.htm  an, auf der man sich u.a. über giftige und ungiftige Zimmerpflanzen, ihre Wirkstoffe, die letale Dosis, die Symptome und ihre Therapie informieren kann. Aber auch Gartenzierpflanzen, Wildpflanzen und sogar Kulturpflanzen lassen sich finden. Wussten Sie schon, dass die ganz normale Küchenzwiebel für viele Haustiere unbekömmlich ist oder Kohl beim Schwein zu Wachstumsstörungen führen kann ? Blaualgen (heute Cyanobakterien) kann man im Frühling oder im Spätsommer an nährstoffreichen Gewässern als blaugrün einfärbende „Wasser- oder Algenblüte “ beobachten. Wird dieses Wasser von Rindern, Schweinen oder Enten getrunken, so führt es zu Krämpfen, Leberschäden und sogar zum Tod. Eine Therapie ist nicht möglich, nur das vorbeugende Einzäunen betroffener Gewässer. Zu vielen Pflanzen gibt es Beschreibungen und kleine Abbildungen zur besseren Identifizierung. Eine Suchmaschine erlaubt die Eingabe von Pflanzennamen und Wirkstoffen. Eine Identifizierung verdächtiger Pflanzen ist über die angegebenen Merkmale zur Blüten-, Fruchtfarbe und Form in einfacher Weise möglich. Alle Angaben werden vorbildlich durch aufrufbare Listen der Primärliteratur ergänzt, die eine weitere Forschung möglich machen. Ein internationales Literatur- und Datenbankverzeichnis rundet diese umfassenden Datenquelle ab. Die Züricher Giftnotrufzentrale ist dagegen unter http://www.toxi.ch/ger/welcome.html zu erreichen. Hier gibt es zahlreiche, aktuelle Forschungsergebnisse in der Rubrik „Wussten Sie schon ?“, etwa über Gifte in Grapefruitkernextrakten, Giftpflanzen im Frühling, halluzinogene Pilze und fatale Verwechslungen von Bärlauch- und Herbstzeitlosenblättern, meist mit erläuternden Fotos. Im Gegensatz zur Giftpflanzendatenbank ist sie die Ansprechstelle für Notfälle. Die Hauptstadt Berlin verfügt unter http://www.giftnotruf.de/index.htm  über eine Giftnotrufzentrale. Neben erste Hilfe- und Informationsangeboten bietet sie eine teilweise bebilderte Giftpflanzen- und Giftpilztabelle mit Pflanzenbeschreibungen und Angaben zur Giftigkeit an. Weiterführende Informationen findet man auf der dort zu beziehenden CD-ROM „Giftpflanzen“, die unter Mitarbeit der Botanischen Gärten Berlin-Dahlem und Kew/Richmond entstanden ist.

Gute Datenbanken findet man auch im englischsprachigen Raum, etwa die Liste „Poisonous Plants of North America“ der Universität von North Carolina http://www.ces.ncsu.edu/depts/hort/consumer/poison/poison.htm , die neben nordamerikanischen Wildpflanzen aber auch Fotos, Charakteristika und Giftwirkungen von vielen europäische und exotischen Pflanzen umfasst, etwa häufige Zimmerpflanzen wie Zimmerlinde oder Spatiphyllum. Giftpilze sind ebenfalls zu finden. Von Abrus precatorius bis Zigadenus venenosus reicht die Pflanzenliste der kanadischen Datenbank des Landwirtschaftsministeriums unter http://sis.agr.gc.ca/pls/pp/poison?p_x=px , die ebenfalls bekannte Arten wie Eisenhut, Ahorn, Narzisse und Oleander enthält und neben Abbildungen reichlich Angaben zur Literatur, Toxikologie und den Vergiftungssymptomen vermittelt. Wer Rat über tiergefährdende Giftpflanzen sucht, wird unter http://www.library.uiuc.edu/vex/toxic/scilist.htm und http://cal.vet.upenn.edu/poison/index.html fündig. Während die erste Adresse zu einer ziemlich umfassenden Datenbank mit reichlichen Bildern, Angaben zur Verbreitung, zur Pflanzenaufnahme, dem toxischen Prinzip und den Symptomen führt, bietet die letztere lediglich schöne Bilder und andere Merkmale zur Identifizierung. Obwohl beide in Nordamerika angesiedelt sind, finden sich reichlich Pflanzen, die auch bei uns eine Gefahr für Tiere darstellen können. Unter http://www.ansci.cornell.edu/plants/anispecies.html kann man von der Cornell University erfahren, welchen Giftpflanzen Katzen, Pferde und andere Haustiere zum Opfer fallen, allerdings ist diese Seite noch im Aufbau, ebenso wie die dazugehörige Giftpflanzenliste. Ein interessanter Aspekt ist die Liste der Medizinalpflanzen für Tiere, in der man sich darüber informieren kann, ob Kühe besser mit Eukalyptus oder Knoblauch behandelt werden sollten. Wer tiefer in die Chemie der Pflanzengifte einsteigen möchte, findet erstklassige Daten mit der amerikanischen Seite http://ntp-server.niehs.nih.gov , die in der Abfrageliste erschöpfend über Wirkstoffe wie Monoterpene (Beifuß), Thujone (Wermut) oder Colchicin (Herbstzeitlose) berichtet, allerdings voraussetzt, dass man die wissenschaftliche Bezeichnung des Giftstoffes kennt. Weltweit von Argentinien bis Zimbabawe informiert schließlich das Verzeichnis der Giftinformationszentralen unter http://medweb.nus.edu.sg/PID/PCC/centre.html über Anschriften, Telefon- und Faxnummern. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die Giftpflanzendatenbanken auch zum Recherchieren allgemeiner Angaben über Pflanzenarten, ihrer Verbreitung und Nomenklatur geeignet sind. Auf der Suche nach seltenen, ausländischen Wildarten liefern sie gegebenenfalls wertvolle Literaturhinweise und erste Abbildungen.

 

Giftnotruf- und Informationszentralen:

Angebot:

Berlin: http://www.giftnotruf.de/index.htm

Notruf 030-19240, Erste Hilfe-Tipps, Informationsangebote, Drogenberatung, Merkblätter, Darstellung ausgewählter Giftpflanzen und Pilze

Bonn:  http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/  

Notruf 0228-19240 Erste Hilfe-Tipps, Informationsangebote, Drogenberatung, Merkblätter, Darstellung ausgewählter Giftpflanzen und Pilze

Erfurt: http://www.thueringen.de/de/ontothetop.

html#politisch/behoerdenwegweiser/gesundheit/u19/u_start.html

Notruf 03 61-730 730 Erste Hilfe-Tipps, Adressen

Freiburg: http://www.ukl.uni-freiburg.de/kinderkl/viz/homede.htm

Notruf 0761-19240 Erste Hilfe-Tipps, Adressen

Göttingen: http://www.giz-nord.de/ 

Notruf 0551-19240, Informationsangebote, Drogenberatung, Darstellung ausgewählter Giftpflanzen und Pilze

Homburg/Saar: http://www.med-rz.uni-sb.de/med_fak/kinderklinik/Vergiftungszentrale/vergiftungszentrale.html

Notruf 06841-19240

Mainz:  http://www.giftinfo.uni-mainz.de    

Notruf 06131-19240 Erste Hilfe-Tipps, mehrsprachige Darstellung ausgewählter Giftpflanzen und Pilze nach Indices, Mainzer Pflanzenliste der gefährlichen Arten

München: http://www.toxinfo.org/about/giz.html

Gifttier-Informationsdienst

Nürnberg: http://www.giftinformation.de

Notruf 0911-3982665

Zürich: http://www.toxi.ch/ger/welcome.html

Notruf +41-(0)12515151 Erste Hilfe-Tipps, Erfahrungsberichte

Weltweit: http://medweb.nus.edu.sg/PID/PCC/centre.html

Adressen der Giftinformationszentralen weltweit

Datenbanken zu Giftpflanzen, Wirkstoffen und Vorbeugung:

 

http://www.ces.ncsu.edu/depts/hort/consumer/poison/poison.htm

Zahlreiche Nordamerikanische und europäische Wildpflanzen, Garten- und Zierpflanzen, Bilder

 http://www.library.uiuc.edu/vex/toxic/scilist.htm

Umfangreiche Datenbank tiergefährdender Giftpflanzen

http://cal.vet.upenn.edu/poison/index.html

Pflanzenliste tiergefährdender Giftpflanzen, Bilder und Morphologie

http://sis.agr.gc.ca/pls/pp/poison?p_x=px

Interaktive Suche nach Pflanzen, Wirkstoffen, Symptomen, Datenbank, Bilder

http://www.ansci.cornell.edu/plants/

Pflanzenliste, Bilder, Gifte & Haustiere, Medizinalpflanzen für Tiere

http://ntp-server.niehs.nih.gov/

US-Amerikanische, Toxikologie-Seite mit wissenschaftlichen Giftinformationen

http://www-vetpharm.unizh.ch/giftdb/giftf.htm

Giftpflanzendatenbank, breites Angebot zur Giftigkeit von Zier-, Wild-, Kultur- und Zimmerpflanzen und Algen mit Photos