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Gorytes albilabris
 
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Synonyme und andere Namen:
(1) Mellinus dissectus Panzer, 1801 (p. 18 (=Textseite; Tafelseiten nicht paginiert)) (nec Panzer, 1800; jüngeres primäres Homonym)
Hoplisus dissectus (Panzer, 1801)
Gorytes dissectus (Panzer, 1801)
(2) Euspongus albilabris Lepeletier, 1832 (p. 70)
Gorytes albilabris (Lepeletier, 1832)
(3) Hoplisus albidulus Lepeletier, 1832 (p. 65)
Gorytes albidulus (Lepeletier, 1832)
(4) Gorytes elegans Fabricius Smith 1856 (nec Lepeletier, 1832; Fehlbestimmung? Homonym?)

Einige Verwirrung herrscht bei der Nomenklatur dieser Art. Die meisten Autoren gehen davon aus, dass diese Art zuerst von Panzer (1801) als "Mellinus dissectus" beschrieben wurde. Dies ist jedoch problematisch, weil der gleiche Name von Panzer (1800) bereits benutzt wurde, allerdings für eine ganz andere Art. Aus diesem Grund gilt "Mellinus dissectus" als jüngeres Homonym und wird stets in die Synonymie der vorliegenden Art gestellt. Der Sachverhalt ist jedoch noch etwas komplexer.
Bei seiner Erstbeschreibung von "Mellinus dissectus" zweifelt Panzer (1800) bereits, ob er hier wirklich eine neue Art vor sich hat. Er schreibt: "Ob sie von Crabronus trimaculatus Rossi verschieden ist, wage ich nicht zu behaupten". Später scheint Panzer dann zu der Überzeugung gelangt zu sein, dass es sich bei seiner "Mellinus dissectus" tatsächlich um "Crabronus trimaculatus Rossi" handelt. Er hat also aus seiner Sicht, den Namen "Mellinus dissectus" völlig "umsonst" vergeben und benutzt ihn deswegen einfach erneut: für eine ganz andere Wespenart (Panzer 1801; die Datierung der Hefte von Panzer folgt der Untersuchung von Alonso-Zarazaga und Evenhuis (2017)). Diese Vorgehensweise mag Panzer sinnvoll vorgekommen sein, nach den heutigen Nomenklaturregeln hat er jedoch tatsächlich zwei primäre Homonyme geschaffen, von denen das jüngere ungültig ist. Der ältere "Mellinus dissectus" gehört zur Gattung Nysson, ist jedoch kein jüngeres Syonym von Nysson trimaculatus, wie Panzer vermutet hat, sondern ein jüngeres Synonym der sehr ähnlichen Art Nysson maculosus. Der jüngere "Mellinus dissectus" wird heutzutage allgemein als ältester verfügbarer Name der vorliegenden Art zugeordnet, der jedoch wegen der primären Homonymie ungültig ist; dies ist nach den Nomenklaturregeln auch korrekt.
Es muss also das nächstjüngere Synonym als valider Name eintreten. Die Homonymie als erster bemerkt hat Blüthgen (1949) und hat als nächstjüngeren Namen "Euspongus albilabris" im Werk von Lepeletier (1845) identifiziert und eingesetzt (n.b. in der Titelzeile zur Art gibt Blüthgen die Referenz korrekt als "(LEP.) (1845)" an, im Text zur Art unterläuft ihm jedoch ein Fehler und er bezieht sich auf "LEPELETIER (´41H)"). Das Werk von Lepeletier (1845) enthält zwar nicht die Originalbeschreibung von "Euspongus albilabris", weist jedoch mit dem Hinweis ""De St-Farg. Ann. Soc. Entom. Franc. 1re ann. 1er cah. p. 70, n° 3. V." eindeutig auf die Originalbeschreibung in Lepeletier (1832) hin. Damit hat Blüthgen (1949) einen sog. "nomenclatural act" im Sinne des Codes of Zoological Nomenclature durchgeführt, wodurch der valide Name als "Euspongus albilabris" (aktuelle Kombination dann: Gorytes albilabris) festgelegt wurde. Allerdings wäre das nicht der einzig mögliche Name gewesen, denn schon Handlirsch (1888) hat darauf hingewiesen, dass sich gleich zwei Namen in der Publikation von Lepeletier (1832) höchstwahrscheinlich auf die vorliegende Art beziehen, nämlich neben "Euspongus albilabris" auch noch "Hoplisus albidulus". Weil der letztere Name in der Publikation von Lepeletier (1832) ein paar Seiten vor "Euspongus albilabris" steht, nutzt De Beaumont (1951) diesen vermeintlich "priorisierten" Namen für die Art, und auch später diskutiert er den Fall erneut und bleibt bei der Wahl von "Gorytes albidulus" (De Beaumont 1953). Allerdings gibt es in den Nomenklaturregeln keine "Seiten-Priorität" ("page priority") und auch das Prinzip des "First Reviser" kommt hier nicht zum tragen, denn zum Zeitpunkt der Auswahl durch De Beaumont (1951) zwischen "Euspongus albilabris" und "Hoplisus albidulus", war durch Blüthgen (1949) bereits einer der beiden (im Sinne des Codes exakt gleich alten) Namen als valider Name bestimmt worden.
Der valide Name für die vorliegende Art ist somit Gorytes albilabris. Alle aktuellen Werke über Grabwespen folgen jedoch der nach den Nomenklaturregeln nicht richtigen Wahl von De Beaumont (1951), mit Ausnahme der Datenbank der Fauna Europaea (www.fauna-eu.org) wo die Art unter ihrem korrekten Namen gelistet wird. Ich verwende hier in der Zoographia Germaniae ebenfalls den nach den Nomenklaturregeln validen Namen Gorytes albilabris.

Quellen und Einzelnachweise
Alonso-Zarazaga MA, Evenhuis NL. 2017. Revised dating of Panzer´s Faunae insectorum Germanicae initia. Deutschlands Insecten (1792-1810), based primarily on the Leipzig Book Fair Catalogs. Sherbornia 4(1), 1-8.

Bitsch J. 2020. Hymenopteres spheciformes d´Europe. Volume 1. Generalites - Heterogynaidae, Ampulicidae, Sphecidae, Crabronidae (1re partie). Faune de France 101. Federation Francaise des Societes de Sciences Naturelles.

Bitsch J. 2021. Hymenopteres spheciformes d´Europe. Volume 2. Systematique (2e partie): Crabroninae, Dinetinae, Eremiaspheciinae, Mellininae. Faune de France 102. Federation Francaise des Societes de Sciences Naturelles.

Blösch M. 2000. Die Grabwespen Deutschlands. Sphecidae s.str., Crabronidae. Lebensweise, Verhalten, Verbreitung. Dahl F (Begründer). Die Tierwelt Deutschlands. 71. Teil. Goecke & Evers, Keltern.

Blösch M. 2012. Grabwespen. Illustrierter Katalog der einheimischen Arten. Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben.

Blüthgen P. 1949. Neues oder Wissenswertes über mitteleuropäische Aculeaten und Goldwespen I. Beiträge zur Taxonomischen Zoologie 1, 77-100.

De Beaumont J. 1951. Sphecidae de l´Institute d´Entomologie de l´Université de Bologne. I. Nyssoninae. Bollettino dell'Istituto di Entomologia della Università degli Studi di Bologna 18, 305-318.

De Beaumont J. 1953. Les Gorytes s. s. (=Hoplisus) de la région paléarctique (Hym. Sphecid). Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft 26(3), 161-200.

Handlirsch A. 1888. Monographie der mit Nysson und Bembex verwandten Grabwespen III. Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe 97(I. Abtheilung), 316-565. Tafel I-III.

International Commission on Zoological Nomenclature. 1999. International Code of Zoological Nomenclature. Fourth Edition. The International Trust for Zoological Nomenclature, London.

Jacobs HJ. 2007. Die Grabwespen Deutschlands. Ampulicidae, Sphecidae, Crabronidae. Bestimmungsschlüssel. Dahl F (Begründer). Die Tierwelt Deutschlands. 79. Teil. Goecke & Evers, Keltern.

Lepeletier comte de Saint-Fargeau ALM. 1832. Mémoire sur le G. Gorytes Latr. Arpactus Jur.. Annales de la Société Entomologique de France 1, 52-79.

Lepeletier comte de Saint-Fargeau ALM. 1845. Histoire Naturelle des Insectes. Hyménoptères. III. Librairie Encyclopédique de Roret, Paris.

Pagliano G, Negrisolo E. 2005. Hymenoptera Sphecidae. Fauna d´Italia, Volume XL, Calderini, Bologna.

Panzer GWF. 1800. Favnae Insectorvm Germanicae Initia. Sieben und siebenzigstes Heft. Felseckersche Buchhandlung, Nürnberg.

Panzer GWF. 1801. Favnae Insectorvm Germanicae Initia. Achtzigstes Heft. Felseckersche Buchhandlung, Nürnberg.

Witt R. 1998. Wespen beobachten, bestimmen. Naturbuch Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg.




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