titel
Methoden
Psycholinguistik
Bilingualer Sprach-erwerb
Gebärdensprache
Variationslinguistik
Text- & Gesprächs-analyse
Linguistik & Literatur
Kapitel 7
Text- und Gesprächsanalyse

Aufgabe 1


Welche Textbegrenzungsmarkierungen gibt es generell? Nennen Sie die spezifischen für Brief, Roman und Werbeanzeige.
Inwiefern erfüllen der Telegrammtext in (i) und der Text in (ii) die Textualitätskriterien von de Beaugrande/Dressler (nicht)?
(i) Ich komme!
(ii) Sein oder nicht sein –
würgen
Oh, unglückliches Gretchen, armer Faust
Mausiges Schicksal aller Tanten. (anonym)


Aufgabe 2

1. Lassen sich die literarischen Gattungsformen Novelle und Kurzgeschichte eindeutig als Textsorten voneinander abgrenzen?
2. Worin liegen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Textsorten Kochrezept und Fernsehbedienungsanleitung? Nennen Sie strukturelle und funktionale Merkmale.
3. Um was für eine Textsorte handelt es sich bei einer SMS-Nachricht?


Aufgabe 3

1. An welchen Stellen ist der Text (i) referenziell unterspezifiziert? Durch welche kognitive Schemaaktivierung und durch welche (darauf basierenden) Inferenzen wird die Unterspezifikation aufgelöst?
(i) Der 5-jährige Lukas ist entführt worden. Die Kidnapper fordern in einem Schreiben von den verängstigten Eltern 3 Millionen Euro für das Kind. Das Geld soll der Vater in einem Schuppen hinterlegen. Die Bank jedoch verweigert den Kredit. In dieser Notlage rufen die Verzweifelten den Bürgermeister an: Er soll eine Bürgschaft für das Lösegeld übernehmen.

2. Geben Sie zu den folgenden kurzen Texten an, wie die TWM-Repräsentation (elaboriert) darzustellen ist.
(ii) Er grub drei Stunden lang in seinem Garten herum. Dann gab er die Suche nach dem Maulwurf genervt auf.
(iii) Sie öffnete vorsichtig und fast lautlos die Tür. Das Knarren der Bodendielen konnte sie jedoch nicht verhindern. Oliver kam sofort angesprungen und fing an zu bellen.
(iv) Achim wurde gestern angeschossen. Der Jäger hatte seine Brille nicht auf und ihn mit einem Hirsch verwechselt.


Aufgabe 4

1. Inwiefern zählen viele Textlinguisten auch Tempus und Aspekt in einem Text zur Kohäsion?

2. Welche kohäsiven Mittel finden sich in (i)?
(i) Sah ein Knab ein Röslein stehn,

Röslein auf der Heiden,
War so jung und morgenschön,
Lief er schnell es nah zu sehn,
Sahs mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
(Goethe: „Heidenröslein“; erste Strophe)

3. Erörtern Sie den folgenden Text hinsichtlich seiner Kohäsion und Kohärenz.

(ii) NACHTFLUG FRANKFURT TOKYO

Stewardessen trippeln
Durch den fliegenden Sarg
Die Leichen
Schlafen
MORGEN FRÜH WENN GOTT WILL >br> Die Geschäfte
(Heiner Müller)

4. Machen Sie sich anhand von eigenen Beispielen klar, dass Kohäsion weder hinreichend noch notwendig für die Kohärenz eines Textes ist.


Aufgabe 5

1. Erörtern sie die referenzielle Ambiguität der beiden Texte und geben Sie an, inwiefern unser Weltwissen mittels der Plausibilitätsannahme diese Ambiguität auflöst.
(i) Der Arzt kam zum Bauern. Er gab ihm Medizin.
(ii) Der Arzt kam zum Bauern. Er klagte über Schmerzen.

2. Welche Inferenzen müssen gezogen werden, damit die beiden Sätze in (iii) in einer plausiblen Kohärenzrelation stehen?
(iii) Hansi fiel die Treppe herunter. Als er im Krankenhaus erwachte, war sein Bein im Gips.

3. Inwiefern erhält das Gedicht (iv) durch seine Titelinformation eine globale Kohärenz?

(iv) Patrouille

Die Steine feinden
Fenster grinst Verrat
Äste würgen
Berge Sträucher blättern raschlig
Gellen
Tod
(August Stramm)


Aufgabe 6

1. Wie charakterisieren Sie die thematische Progression im folgenden Beispieltext?
(i) Zwei Männer betraten den Raum. Der eine setzte sich an die Bar, der andere blieb stehen.

2. Welche anaphorischen Mittel finden sich in Text (ii). Welche Typen der Progression sind vorhanden?
(ii) Ein qualmender Hinterreifen hat sich in der Nacht zum Donnerstag als verräterisch für eine angetrunkene Frau erwiesen. Die 37-jährige Fahrerin hatte auf der Fahrt von Erfurt nach Elxleben Brandgeruch bemerkt, gestoppt und dasAuto inAugenschein genommen. Dann war sie weitergefahren. Ein Mann, dem dies aufgefallen war, alarmierte die Polizei.Die Blutprobe ließ die Beamten staunen: Das hatten sie noch nicht erlebt.Die Mutter von 3 Kindern hatte 3,16 Promille intus. Den Führerschein musste die Verkehrssünderin abliefern.

3. Erörtern sie den Status von indirekten Anaphern im Rahmen der textuellen Informationsanalyse anhand von Beispiel (iii)! Inwiefern erfüllen sie informationsstrukturell zwei kognitive Funktionen?
(iii) Gestern waren wir im Kino. Der Film war leider langweilig und das Popcorn versalzen.

4. Um was für textuelle Anaphern handelt es sich in (iv) und (v)?
(iv) Die Ölpreise steigen, die Inflation schreitet voran. Diese Entwicklung ist äußerst gefährlich.
(v) Die Tochter kam bei dem Sturz um. Dieses Unglück stürzte Frau S. in eine tiefe Depression.


Aufgabe 7

1. Überlegen Sie, welche Relevanz die folgenden Aussage (i) für die linguistische GA hat:
(i) »Das Verhalten eines Individuums kann nur in Verbindung mit dem Verhalten der ganzen gesellschaftlichen Gruppe verstanden werden, deren Mitglied es ist.« (George HerbertMead: »Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus«. Frankfurt a. M.: Suhrkamp (200012).

2. Inwiefern gibt uns die Gesprächsanalyse Aufschluss über unser soziales Miteinanderleben und damit Aufschluss über unsere Gesellschaftsstrukturen?


Aufgabe 8

Vergleichen Sie die folgenden Aufforderungen hinsichtlich ihrer Indirektheit miteinander. Bei welcher Äußerung beachtet der Sprecher das Höflichkeitsprinzip nicht?
Entsorgen Sie sofort den Müll! Wollen Sie nicht den Müll entsorgen? Der Müll sollte eigentlich entsorgt werden. Ihre Wohnung stinkt. Stört Sie hier nicht etwas in der Wohnung?


Aufgabe 9

1. Welche institutionellen Kommunikationsparameter finden sich in Arzt-Patient-Gesprächen? Inwiefern lassen sich typische Verhaltensmuster in Abhängigkeit von Rollen und Rollenerwartungen beschreiben?
2. Welche kommunikative und soziale Funktion erfüllt der sogenannte Small Talk in Gesprächen?
3. Definieren Sie Klatsch als eine eigene Gesprächskategorie! Gibt es einen dominanten übergeordneten Gesprächszweck?


Aufgabe 10

1. Inwiefern unterscheiden sich Anfangs- und Beendigungsphase bei einem Telefon- und einem Face-to-face-Gespräch?
2. Worin unterscheiden sich die Gesprächstypen Seminargespräch und Sprechstundengespräch beim Themenmanagement?


Aufgabe 11

Schauen Sie sich in Meibauer et al. 2007, Kap. 6 die von Harvey et al. 1974 beschriebenen Regeln zur Organisation des Turn-taking an.

1. Beschreiben Sie bei dem folgenden Gespräch(-sauschnitt) die Basis- und die Gesprächsfunktion der Gesprächsschritte.
(i) Er: »Berta?«
Sie: »Ja!«
Er: »Berta, das Ei ist hart. (Sie reagiert nicht.) Das Ei ist hart!«
Sie: »Ich habe es gehört.«
Er: »Wie lange hat das Ei denn gekocht?«
Sie: »Zu viele Eier sind gar nicht gesund.«
(Ausschnitt aus Loriot: Szenen einer Ehe; das Frühstücksei)

2. Beschreiben Sie Vorwurf-Rechtfertigung und Vorwurf-Gegenvorwurf jeweils als Gesprächssequenz.


Aufgabe 12

1. In welchen Gesprächstypen spielen verbale und nonverbale Hörersignale eine besonders wichtige Rolle?
2. Überlegen Sie, inwiefern Selbst- und Fremdkorrekturen (z.B. Korrektur von Versprechern,Vervollständigungen und Ergänzungen eines Satzes,Hilfe bei Wortfindungsproblemen etc.) sprecher- und hörerbezogene Strategien sind.