1996 mein erstes Kinderbuch "Nur im Märchen weint man Perlen" (Titel auf Drängen des Verlags). Die Geschichte einer kurzen Kinderfreundschaft, durch die ein Kind, dessen Eltern sich besonders giftig getrennt haben, mit seiner Situation ein wenig besser fertig wird. Aber bald schon müssen die Kinder sich trennen.

Als Publikation des seinerzeit renommierten Ensslin-Verlags stark beachtet und an die zwanzigmal besprochen. Aus den durchweg positiven Rezensionen; "Ein Buch, das auch Eltern lesen sollten" Rheinzeitung; "Ein wertvolles Buch auf hohem Niveau" Jugendschriftenausschuß Mittelfranken; "eine schöne sensible Erzählung" Österr. Bibliothekswerk; "Ein wunderschönes einfühlsames Buch" (Fachzeitschrift für den Spielzeughandel). Besonders erfreulich "ohne belehrend zu wirken" (VJA Schleswig-Holstein); besonders dämlich: "Negativ finde ich den Umgang mit Trost; der mehrfache Hinweis, man möge doch aufhören zu weinen, der Versuch, wieder "zum Lachen zu bringen", stellt für mich das Gegenteil von Hilfe dar, nämlich Unterbrechung statt Platz für die eigenen Gefühle."(VJA Bremen).

Leseprobe:
Es gab Kakao und Haferkekse mit Butter und Honig. Dagegen war nichts zu sagen. Aber kaum war allen eingeschenkt worden und kaum hatte Thomas seinen ersten Keks angebissen, da begann Frau Overbeck mit der Unterhaltung. Das hieß, sie stellte eine Menge Fragen. Was die alles wissen wollte! Was der Vater mache und die Mutter, ob Thomas noch Geschwister habe und wo die Familie herkomme, was er werden wolle, was er am liebsten mache und wie er in der Schule zurechtkomme. Thomas litt Höllenqualen. Er haßte es, so ausgequetscht zu werden. Außerdem fand er manche Fragen schafsdämlich. Was er am liebsten tue! Mal dies, mal das. So was änderte sich doch dauernd. Wie er die Farbe seiner Haare nennen würde? Also darüber hatte er wirklich noch nicht nachgedacht. Braun vermutlich oder dunkelblond oder rot oder kariert. War ihm doch egal! Aber getreu seinem Vorsatz, einen guten Eindruck zu machen, damit Uschi erlaubt würde, rüberzukommen, unterdrückte er alle Grobheiten, die ihm auf der Zunge lagen, und beantwortete alle Fragen, so gut er konnte. Während der ganzen Fragerei hatte er nicht zu essen gewagt, um nicht mit vollem Mund antworten zu müssen. Seinen Honigkeks hatte er mühsam in der Balance gehalten, um nichts zu bekleckern. Gerade als er glaubte, endlich in Ruhe essen zu können, meldete sich plötzlich der Knirps zu Wort. Er hatte während der ganzen Zeit mit großen runden Augen von einem zum anderen gestarrt, unmanierlich herumgekrümelt und sich mit Honig eingeferkelt. Nun wandte er sich an Uschi, zeigte mit seinem tropfenden Keks auf Thomas und fragte: "Ist das dein Freund?" Frau Overbeck stieß ein kleines schrilles Lachen aus. "Ein Schulfreund, Klausischatz, Thomas ist ein Schulfreund." "Freunde küssen sich", gab Klausischatz zum besten. Nun konnte Frau Overbeck sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen. Für Thomas war das endgültig zuviel. Das halte ich nicht aus, das hält kein Pferd aus, dachte er.

 

 

Wegen unerträglicher Zensur durch den Verlag die weitere Zusammenarbeit aufgekündigt. Tödlich! Kein Lektor schaute mein zweites Buch "Wo ist dein Platz, Jonny Becker?" auch nur an. Schließlich erschien es 2000 als "einmaliges Experiment" im kleinen, aber feinen Göttinger Satzwerk-Verlag.

Jonny, Kind einer alleinerziehenden Mutter, kommt nach deren plötzlichem Tod ins Heim, wo er sich eng an Tim anschließt. Da tauchen die totgesagten Großeltern auf und holen ihn zu sich. Aber Jonny hat Tim geschworen, sich nie von ihm zu trennen!

Aus einer Rezension: "...eine Erzählerin, die ihren scharfen Blick für Stimmungen und Seelenlagen in kindgerechte Sprache umzusetzen versteht - ganz ohne theoretischen Ballast, in einfacher klarer Sprache, warmherzig ohne sentimental zu werden" (Gött. Tageblatt).

 

Leseprobe:
"Jonny, was soll das Theater? Warum willst du nicht mit uns essen?" "Ich will hier nicht bleiben", sagte Jonny fest, " ich will zurück." Der Großvater ließ Jonnys Schulter los. "Was ist so schrecklich hier, hier, wo du hingehörst als unser einziger Enkel? Wir sind doch deine nächsten Verwandten." "Ich brauche keine Verwandten", sagte Jonny bockig. "Ich will auch nicht hier sein. Ich habe..." Hier hielt er inne. Lieber nicht von Tim reden. Sonst dachte der Großvater womöglich auch so etwas Dummes wie Herr Breuer, so etwas wie 'Freunde gibt es überall' oder so und nahm ihn nicht ernst. Er wollte nicht irgendwelche Freunde, er wollte Tim. Und so ergänzte er seinen Satz ein bisschen mühsam: "Ich habe es da gut gehabt." "Und alles, was du hier hast, ist schlecht?" fragte der Großvater, "schlechter als im Heim? Ich kann gar nicht glauben, dass das dein Ernst ist. Du verschweigst doch etwas. Warum willst du unbedingt wieder zurück ins Heim?" "Spitz, pass auf!" warnte Jonny sich selbst. "Der Schlaumeier versucht, sich an die Wahrheit ranzupirschen. Will dich zum Reden bringen, um es dir dann besser ausreden zu können. Ha!" Und so sagte er einfach gar nichts mehr. Eisern überstand er die Fragen, warum er so wenig Vertrauen habe, was ihn denn hier störe und ob man nicht über alles reden könne und man meine es doch gut mit ihm. Schließlich schwieg auch der Großvater. In diese bedrückte Stille hinein knurrte Jonnys Magen laut und vernehmlich. Jonny fuhr zusammen und knickte schnell ein bisschen ein, um dieses verräterische Knurren zu unterdrücken. Aber das war vergeblich. Sein Magen knurrte wieder. Diesmal war es schon fast ein Röhren. Der Großvater stieß ein kleines zorniges Lachen aus: "Siehst du, dein Magen weiß, was für dich gut ist." Seine Stimme klang traurig und ein bisschen bitter. "Ich habe dich auf dem Schulfest beobachten können. Ich weiß, dass du ein tüchtiger und gescheiter Bursche bist. Und deshalb glaube ich auch, dass du gute Gründe hast für das, was du tust. Du bist nicht verstört, du bist nicht verwirrt, du bist nur dickköpfig. Du hast dir in den Kopf gesetzt, hier nicht bleiben zu wollen, der Himmel mag wissen, warum und das versuchst du jetzt durchzusetzen. Aber das kannst du nicht. Du gehörst hierher. Wir meinen das, die Behörden meinen das, alle die dich und uns kennen, meinen das. Nur du, du willst das nicht einsehen. Und da inszenierst du jetzt diesen dummen Streik. Weißt du, wenn es nur nach mir ginge, dann könntest du dich hier erst einmal dumm und dämlich hungern. Aber da macht die Großmutter nicht mit. Wir hatten eine Auseinandersetzung deinetwegen, die erste seit vielen Jahren, Sie findet es nicht fair, dich hungern zu lassen. Sie hofft zwar auch, dass du mit der Zeit zur Vernunft kommst, aber was du nicht freiwillig tun willst, sollst du nicht deshalb tun, weil dich der Hunger mürbe macht. Schließlich haben wir einen Kompromiss geschlossen. Du kannst hier oben bleiben und auch hier essen und dir alles in Ruhe überlegen. Oder willst du tatsächlich überhaupt nichts mehr essen?" "Wenn es anders nicht geht", murmelte Jonny. Wieder fasste ihn der Großvater an der Schulter, aber dieses Mal ganz liebevoll. "Das wäre Erpressung, Jonny, das weißt du, nicht wahr?" Jonny gab keine Antwort. "Aber was rede ich vom Hungerstreik", setzte der Großvater nach, "auch wenn du auf dem Zimmer hocken bleibst und unsere Gesellschaft ablehnst, setzt du uns schon unter Druck. Das ist nicht schön, Jonny." Jonny wusste das. Er wusste es genau. Aber was blieb ihm anderes übrig? Hatte man ihn nicht auch unter Druck gesetzt? Er hatte nicht ins Heim gewollt. Sie hatten ihn hingebracht. Er hatte nicht weggewollt. Sie hatten ihn abgeholt. Wie sollte er sich denn wehren? Sicher waren seine Mittel nicht schön, aber hatte er andere?

 

 

2002 brachte der Verlag 'Grundlagen und Praxis' mein längst vergriffenes erstes Buch (s.o.), diesmal ungekürzt, unzensiert und unter dem ursprünglichen Titel "Kupferfrosch und Silberkröte" noch einmal heraus. Hier nun darf der Vater "verdammt" und Thomas "Das werde ich ihr abgewöhnen" sagen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dort erschien im Dezember 2003 auch Kinderbuch III "Großer Bruder, kleiner Marc":

Eine Familie zerfällt, als sich spät noch ein Kind anmeldet. Der Vater zieht aus, der älteste Sohn tobt. Marc leidet unter dem neuen Zustand. Mit Hilfe seines Onkels und dessen Freundin denkt er sich während eines wundervollen Italienurlaubs mit neuen Freunden (und Freundinnen) eigene Möglichkeiten aus, das gestörte Verhältnis zum Vater zu verbessern.

Leseprobe:
Eine Weile lagen sie schweigend da und schauten aufs Meer hinaus. Dann sprang Kathrin auf, warf sich ihr Badetuch um die Schultern, sagte: "Ich lauf ein bisschen", und wendete sich zum Gehen."Vergiss dein Hütchen nicht!" Ecke reichte ihr galant den kleinen Strohhut mit dem roten Band und dem Blumensträußchen an der Seite, der halb aus ihrer Badetasche herausguckte. Kathrin nahm ihn mit deutlich sichtbarem Widerwillen entgegen. "Dein Hütchen", äffte sie Ecke nach. "Dieses scheußliche Ding!""Aber er ist doch gar nicht scheußlich." Jetzt sagte Ecke das Falsche."Doch", fauchte Kathrin. "Er ist aus dem vorigen Jahrhundert und ich hasse ihn." Marc mischte sich ein: "Ich kann mich ja mal aus Versehen draufsetzen", schlug er vor. "Hab ich schon zweimal gemacht", sagte Kathrin finster. "Aber das nützt nichts. Meine Mutter hat noch drei von der Sorte im Schrank, einer gräulicher als der andere. Na, was soll's?" und sie stülpte sich das Hütchen extra schief auf den Kopf. Ecke wollte seinen Fehler wieder gutmachen. "Kannst ja meine Mütze nehmen." Kathrins Augen leuchteten begehrlich auf. "Die rote da?" Entzückt probierte sie die Mütze an, erst mit dem Schirm nach vorn, dann nach hinten, schließlich zog sie sich den Schirm über ein Ohr, sagte lachend: "Tick, Trick und Track", und ging rasch den Strand entlang. Nach ein paar Schritten sah sie sich noch einmal um. "Na, was ist?" rief sie. "Keine Ermahnungen? 'Lauf nicht zu weit, Kathrin! Gib acht auf die Steine, Kathrin!' Nichts? Ihr enttäuscht mich." "Mach doch, was du willst!" knurrte Marc, aber Ecke rief: "Bleib nicht zu lange weg! Wir vermissen dich jetzt schon." Auflachend drehte sie sich um und lief endgültig davon. "Warum ist sie so borstig?" fragte Marc aufgebracht. "He!", sagte Ecke, "Nimm's mit Humor! Was soll sie denn machen mit so einem Badeanzug und so einem albernen Blumensträußchen am Hut? Sich in Ecken herumdrücken und hoffen, dass keiner sie sieht? Wird sie lieber frech. Ist doch lustig. Wär dir ein sanftes Schaf lieber oder eine alberne Gans?" "Weiß nicht, vermutlich nicht", murmelte Marc. Ihn verwirrte das alles ein bisschen. Und so hörte er nur mit halbem Ohr auf Eckes langen Vortrag über die verschiedenen Sorten von Mädchen und wie man mit ihnen umgehen muss.

 

 

Im selben Verlag erschien 2005 "Annika":

Annika hat ein Problem! Warum soll sie sechs Wochen bei einer Tante auf dem Land wohnen,die sie gar nicht kennt und die ihr Vater anscheinend ganz schrecklich findet? Aber die Mutter liegt mit verletztem Rücken im Krankenhaus, und der Vater muss beruflich ins Ausland. Also wohin mit Annika? Bliebt nur diese fremde Tante Mara. Aber so schlimm wie befürchtet wird es nicht. Im Gegenteil, die Tante ist richtig nett, das Leben auf dem Dorf spannend, und die Freunde, die sie kennen lernt, werden ihr ganz wichtig. Nur das Turnier, das Annika mit ihnen bestreiten will, gefällt ihrem Vater überhaupt nicht. Was soll Annika nun tun?

Leseprobe:
Annika hatte sich neben Hannah gesetzt. Ein Blick von der Felskante hatte genügt. Hier würde sie nicht runter springen, sie war doch nicht lebensmüde. "He, ich brauche keine Gesellschaft", sagte Hannah und angelte nach einem Buch. Annika rührte sich nicht. "Kannst du nicht schwimmen?" "Schwimmen schon, aber ich bin erst einmal vom Dreimeterbrett gesprungen, und das hier ist viel höher." "Ist es nicht, sieht nur so aus. Aber wenn du dich nicht traust, da hinten ist es niedriger." Hannah wies irgendwohin ins Grüne und schlug ihr Buch auf. Annika trat wieder an die Felskante. Das sollten etwa drei Meter sein? Nie im Leben! Von unten sahen drei Gesichter gespannt zu ihr auf. Richtig lauernd sah dieser Karlo aus. Wenn sie jetzt nicht springen würde, hätte sie ihren Stempel als Zierpuppe und Feigling weg. Na und? War ihr doch egal. Aber jetzt vor drei feixenden Beobachtern an die niedrige Stelle tippeln? Ja, genau das würde sie tun. Sollten die doch denken, was sie wollten. Nein, sollten die nicht. Jedenfalls nicht dieser Daniel. Oder doch? Annika packte die Wut. Dauernd musste sie hier irgendwas machen, was sie nicht konnte, vielmehr, was sie dann doch konnte, aber noch nie gemacht hatte, dauernd machte man ihr das Leben schwer. Was dachten die sich eigentlich? Wollten wohl genau wissen, wen sie vor sich haben. Bitte sehr, da habt ihr Annika, die furchtlose Sportskanone. Und Annika sprang. Mit zusammengebissenen Zähnen, die Augen fest zugekniffen, mit angehaltenem Atem kam sie einigermaßen senkrecht unten an und fühlte das Wasser über sich zusammenschlagen. Hurra, sie hatte es überlebt. Prustend tauchte sie auf und sah nach den Anderen. Ein bisschen Beifall war doch jetzt wohl angebracht. Der kam aber nicht. Die Jungen tauchten um die Wette, und Inga übte Schmetterlingsstil. Annika musste sich allein bewundern. Sie sah an der Felskante hoch. Hm. Von hier unten sah es tatsächlich nicht so hoch aus. Na, schön, jedenfalls hatte sie gezeigt, dass sie ebenso mutig war wie die Anderen. Und das Schwimmen hier in dem kühlen, klaren Wasser zwischen den steilen Ufern unter der heißen Sonne war wirklich herrlich.

Viel Spaß beim Lesen!